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Putzfrauen und Theatermacher

■ Erstmals vergeben: der deutsch-polnische Journalistenpreis

Der Stadtrat war freundlich und sprach von der deutsch-polnischen Freundschaft. Die deutschen Gäste waren auch freundlich, interessierten sich aber mehr für die Grundstückspreise in Legnica, früher Liegnitz. Deutsch-polnische Beziehungen: das sind solche Termine in Bürgermeisterzimmern, wie sie der angehende Journalist Asmuß Heß beschrieben hat, der mit der schlesischen Landsmannschaft aus Berlin vier Tage im polnischen Schlesien unterwegs war. Sie beginnen gern mit Reiseleiter- Einstimmungen wie: „Die Polen sind heute sehr adrett angezogen, man sieht zu westlichen Leuten keinen Unterschied mehr.“

Am Samstag abend war Heß' Reportage preiswürdig: Sechs PreisträgerInnen von beiden Seiten der Grenze bekamen vom sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) in Dresden den ersten „deutsch-polnischen Journalistenpreis“ überreicht. Darunter auch die Berliner Evangelische Journalistenschule, deren letztjährigem Abschlußjahrgang Asmus Heß angehörte und der sich ganz dem Nachbarland gewidmet hatte. Resultat ist ein Band mit hochkarätigen Reportagen und Features: neben dem Bericht über die schlesische Landsmannschaft eine empfindsam geschriebene Reportage über die letzten Juden von Belzec, eine Spurensuche nach Polens Frauenbewegung oder Portraits des Theatermachers Andrej Woron und polnischer Putzfrauen in Berlin.

Die 27jährige Verena Elisabeth Längle bekam den Preis für ihr Portrait der Liternaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska im Uniradio Tübingen. Die Auswahl der Jury zeigt, daß deutsch-polnische Themen in großen deutschen Medien jenseits der Klischees offenbar kaum vorkommen.

Auf polnischer Seite dagegen wurden Beiträge für renommierte Medien prämiert: eine Artikelserie über deutsch-polnische Versöhnung für Gazeta Wyborcza oder eine Reportage über deutsche Kriegsgräber in Polen für das 1. polnische Rundfunkprogramm. Die TV-Preise gingen an Holger Trzeczak für eine ORB-Reportage über die Frankfurter Oder-Stadtbrücke und den Deutschpolen Sebastian Fikus vom zweisprachigen „Oberschlesien-Journal“ des polnischen Fernsehens.

Charakteristisch für den Stand der deutsch-polnischen Dinge ist die schäbige Gesamtpreissumme von 15.000 Mark. Der Journalistenpreis kam diesmal von den vier polnischen Grenzwojewodschaften sowie Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen, 1998 wird er von der Wojewodschaft Gorzów ausgeschrieben. lm

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