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Die UNO darf Gerüchte um Massaker untersuchen

■ Berichte über Morde an ruandischen Hutu im Kongo häufen sich seit Kabilas Sieg. Auf Druck der USA wurde nun eine Untersuchungskommission ins Land gelassen

Seit zehn Tagen hält sich ein Vorabteam des UN-Menschenrechtskommissariats in Kinshasa auf, um Berichten über Menschenrechtsverletzungen nachzugehen. Viele Augenzeugen bestätigen, daß die Truppen der „Allianz Demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo“ (AFDL) von Laurent Kabila in unterschiedlichen Orten ruandische Hutu getötet haben, die teils als Flüchtlinge und teils als Milizionäre im Land verstreut sind.

Einzelne Mitglieder der Regierung Kabila geben mittlerweile zu, daß bei Kämpfen zwischen AFDL- Soldaten und ruandischen Milizen auch Zivilisten ums Leben gekommen sind. Es gibt aber auch Vorwürfe systematischer Massaker; die bestreitet die AFDL. Die Angaben aus UN-Kreisen hierzu sind vage. Einige hohe UN-Mitarbeiter sprechen von bis zu 100.000 toten ruandischen Hutu im Kongo, heben jedoch hervor, daß nicht festzustellen ist, wie viele umgebracht wurden und wie viele an Hunger oder Krankheit starben. Andere sagen, daß bis auf 20.000 der Verbleib aller ruandischen Hutu geklärt sei. Zugleich findet das UNHCR im kongolesischen Wald immer neue Flüchtlingsgruppen.

Klarheit könnte die offizielle UNO-Untersuchung schaffen, die am 7. Juli beginnen soll. Mit dabei wird der chilenische Experte Roberto Garreton sein, UN-Sonderbeauftragter für Menschenrechte in Kongo/Exzaire, dessen erster Bericht über Massakervorwürfe Ende März die AFDL dermaßen verärgerte, daß sie ihn seitdem nicht mehr ins Land gelassen hat. Garreton hatte in seinem Bericht unbestätigte Erzählungen aus zweiter Hand aufgelistet und eine genaue Untersuchung gefordert. Die UN-Menschenrechtskommission hatte daraufhin im April Garretons Mandat um ein Jahr verlängert. Ein zweiter Besuch vor Ort im Mai kam jedoch nicht zustande. Am 7. Juni erreichte der US-Sonderbeauftragte Bill Richardson in Kinshasa von Kabila die Zusage, die UN-Kommission zuzulassen und nicht zu behindern. Richardson versprach zugleich US-Militärhilfe „unter der Bedingung, daß eine Armee aufgebaut wird, die Zivilherrschaft respektiert“.

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