: Private Hochschultochter ist beerdigt
■ Hochschul-Rektor Mönch geht von Plänen für private Universität ab / Widerstand in Hochschulgremien zu groß
Die Hochschule Bremen wird keine private Tochteruniversität bekommen. Rektor Ronald Mönch hat seine Pläne für eine Hanse-Hochschule in der bisher diskutierten Form aufgegeben. Mönch ist mit seinen Vorstellungen an Vorbehalten innerhalb der Hochschulgremien und an der Skepsis der Wissenschaftsbehörde gescheitert.
Mönch räumt den Kurswechsel, den er auch schon gegenüber verschiedenen Professoren seiner Hochschule geäußert hat, vorsichtig ein. Das Ziel einer Privat-Uni, die auch im Zusammenhang mit einem möglichen Umzug der Hochschule nach Bremen-Nord gegründet werden könnte, will er allerdings weiter verfolgen. „Vorher haben wir konzentrierter auf eine enge Verbindung zur Hochschule hingearbeitet“, sagte Mönch gegenüber der taz. „Aber eine entferntere Lösung bringt vielleicht mehr“. Konrektor Karl Marten Barfuß spricht anstatt einer Tochter nun von einer „Cousine“. Wie genau die private Hochschule an die bestehende Lehranstalt angebunden werden soll, werde derzeit diskutiert.
Noch im Frühjahr hatte Mönch das Modell einer „hundertprozentigen Hochschultochter der Hochschule Bremen“favorisiert. Die private Tochter könne sich eigene Zulassungsvorschriften geben und bei Bedarf auf die Ressourcen der öffentlichen Schule zurückgreifen. Junge Leute aus den Schwellenländern aus Ostasien oder Lateinamerika sollten mit im internationalen Vergleich günstigen Studiengebühren von 8.000 Mark pro Jahr nach Bremen gelockt werden. Besonders bei gefragten Fächern wie Architektur oder Sozialwesen könnten aber auch Studis aus der Region, für die in der öffentlichen Hochschule kein Platz ist, sich in der privaten Tochter einschreiben, heißt es in einem Papier des Rektorats vom April.
Hintergrund des nun eingetretenen Richtungswechsels sind offenbar Vorbehalte innerhalb der Hochschule. Der Akademische Senat (AS) hat das Rektorat verpflichtet, über jeden Schritt in Richtung privater Tochter-Hochschule informiert zu werden und darüber zu entscheiden. Diese Auflagen gingen Mönch zu weit. Konrektor Barfuß sieht im AS Vorbehalte, „die eine schnelle Durchsetzung des Konzepts gefährden könnten“. Die Wissenschaftsbehörde hatte schon vor Wochen auf rechtliche Schwierigkeiten für eine private Hochschultochter und die Vermengung von öffentlichen und privatem Geld hingewiesen.
Für Mönch bleiben seine Reformpläne jedoch vor dem Hintergrund der möglichen Verlagerung der Hochschule mit ihren 6.500 Studenten von der Neustadt nach Grohn aktuell. „Wir müssen Bildung in Bremen zu einem marktfähigen Gut entwickeln“, sagt der im eigenen Haus nicht unumstrittene Rektor. Damit könnten dem Land Bremen auch neue Einnahmen beschert werden.
Derzeit prüft die Prognos AG aus Basel den regionalwirtschaftlichen Sinn oder Unsinn eines Hochschul-Umzugs nach Grohn, wo ab dem Jahr 2000 auf dem Gelände der heutigen Roland-Kaserne eine Campus-Universität mit einem eng angebundenen Technologie- und Gewerbepark entstehen könnte. Die Große Koalition preist das Projekt als wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stützung von Bremen-Nord und will bei einem positiven Votum der Prognos-Forscher bis zu 250 Millionen Mark aus dem Investitionssonderprogramm lockermachen. Wie zu hören ist, dauert die Recherche der Gutachter jedoch länger als erwartet, so daß erste Ergebnisse erst Ende Juli vorliegen sollen. Kompliziert ist offenbar die Berechnung des wirtschaftlichen Schadens für die Neustadt. Die Bremer CDU hatte darauf bestanden, diese negativen Effekte genau mit möglichen positiven Entwicklungen in Grohn zu vergleichen. Joachim Fahrun
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