: Ölteppich bedroht Tokio
■ Supertanker verliert 15.000 Tonnen Rohöl
Berlin (taz) – Bei ruhiger See und guter Sicht ist gestern der Tanker „Diamond Grace“ in der Bucht von Tokio auf ein Riff aufgelaufen. Aus zwei seiner Tanks waren bis Redaktionsschluß 15.000 Tonnen Rohöl ausgelaufen. Der knapp neun Kilometer lange und acht Kilometer breite Ölteppich trieb auf Tokio zu. Bis in die Nacht hinein haben daher japanische Küstenwache und Armee mit über hundert Schiffen versucht, die wabernde Masse aufzuhalten. Sie verstreuten Chemikalien im Wasser und errichteten Ölbarrieren. Zuvor war es Spezialisten geglückt, die Risse in dem einwandigen Tanker abzudichten. Es ist die größte Ölkatastrophe in der japanischen Geschichte.
Die „Diamond Grace“ konnte wenige Stunden nach der Havarie ihre Fahrt in den Hafen von Kawasaki fortsetzen. Dort sollte der japanische Tanker unter Panama-Flagge 257.000 Tonnen arabisches Rohöl löschen. Erst 1994 war die „Diamond Grace“ bei der Mitsubishi- Werft vom Stapel gelaufen. Sie fährt für die größte japanische Reederei, die Nippon Yusen. Die hat den Tanker für 194 Millionen Dollar versichert. Die Havarie des russischen Tankers „Nachodka“ im Januar vor der japanischen Küste verursachte Schäden von 316 Millionen Dollar.
Wenige Stunden nach der Ölkatastrophe hat das Umweltministerium hohe Konzentrationen von giftigen Dämpfen in der Luft gemessen. 13 Schulkinder und etliche Erwachsene mußten wegen Übelkeit in Krankenhäuser eingeliefert werden. Der Gestank des Öls reichte bis auf die andere Seite der Bucht. Greenpeace nannte das Unglück „unvermeidlich“. Der anhaltende Verbrauch riesiger Mengen Öl bedrohe nicht nur die Meere, sondern auch das weltweite Klima.
An der Bucht von Tokio mit einem schmalen Zugang zum Pazifik liegen dicht nebeneinander Tokio mit 7,8 Millionen, Kawasaki mit 1,2 Millionen und Yokohama mit 3,3 Millionen Einwohnern. Es ist eine der am dichtesten besiedelten Regionen des Landes. Yokohama ist Japans größter Hafen. Kawasaki und Umgebung sind Zentrum der Schwerindustrie. ufo Bericht Seite 6
Kommentar Seite 12
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
