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Solaranlagen sorgen für Erleuchtung

■ Auf sechzig Kirchendächern sind Sonnenkollektoren installiert. Außer Strom wird auch Umweltbewußtsein erzeugt

Die Ziffern auf der großen Leuchttafel klettern langsam auf 7.000. Plötzlich fallen sie auf 2.400 – eine Wolke hat die Sonne verdeckt. Die digitale Anzeige in der Eingangshalle des Hauses der Diakonie in Steglitz informiert über die gegenwärtige Leistung der Solaranlage auf dem Dach des Gebäudes. Ein zweite Zahl zeigt, daß die 189 Module in der ersten Hälfte dieses Jahres bereits rund 4.000 Kilowatt Strom erzeugt haben.

Sommerzeit heißt für immer mehr kirchliche Einrichtungen auch Solarzeit. Auf etwa sechzig Kirchendächern in Berlin und Brandenburg wird die Sonnenenergie bislang genutzt, um Wasser aufzuheizen oder Strom zu gewinnen. Das Diakonische Werk verfügt über die größte Photovoltaikanlage auf einem Verwaltungsgebäude in Berlin. Sie decke maximal 10 Prozent des Strombedarfs, sagt die Umweltbeauftragte Birgit Schirmeier. Fast der gesamte Strom werde sofort verbraucht. Nur an Wochenenden werde eine geringe überschüssige Menge in das Netz des Berliner Stromversorgers Bewag eingespeist.

Die im Juli 1993 fertiggestellte Anlage erreicht eine Spitzenleistung von jährlich 8.000 bis 9.000 Kilowatt. Damit wird der Ausstoß von rund sieben Tonnen Kohlendioxid vermieden. Doch die umweltschonende Stromerzeugung ist teuer: Die Anlage kostete rund 425.000 Mark. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie förderte den Bau mit 75 Prozent, ein Sponsor übernahm die restlichen Kosten. Bei einer angenommenen Lebensdauer von 20 Jahren kostet eine Kilowattstunde Strom 1,25 Mark. Bei der Bewag bezahlt das Diakonische Werk dagegen lediglich etwa 50 Pfennig.

Rentabilität dürfe nicht das höchste Kriterium sein, sagt Schirmeier. Der ökologische Gewinn sei nicht zu messen. „Wir haben hier eine Pilotanlage mit Modellcharakter. Sie soll zeigen, wie umweltfreundliche Technologien umgesetzt werden können“, erläutert die Umweltbeauftragte.

Auch die Kreuzberger Tabor- Gemeinde setzt auf den Demonstrationseffekt ihrer Photovoltaikanlage. Seit fünf Jahren verwandeln die Module auf dem Dach der Kirche Sonnenlicht in Strom. Hier wird jedoch der gesamte Strom in das Netz der Bewag eingespeist. Pro Kilowattstunde erhält die Tabor-Gemeinde 17 Pfennig – deutlich weniger als den Einkaufspreis. Dennoch lohne sich die Anlage, denn es gehe darum, Menschen für Solarenergie zu gewinnen, erklärt der Energieberater des Kirchenkreises, Ottmar Matthes. Mit einem Video, einer Ausstellung und Vorträgen wirbt die Gemeinde für ihr Projekt. Anhand eines Demonstrationsmoduls wird erklärt, wie Solarstrom erzeugt wird.

Kritik am Monopol der großen Stromkonzerne übt der Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Reinhard Dalchow. Sie versuchten, die Entwicklung ökologischer Energiegewinnung zu verhindern, betont er. Statt umweltfreundliche Wege der Stromgewinnung zu unterstützen, zahlten sie nur sehr wenig Geld an kleine Betreiber.

Die großen Unternehmen müßten daher gesetzlich verpflichtet werden, günstigere Erzeugerpreise zu zahlen und ihre Rücklagen für die Erforschung und Förderung „sanfter“ Energieerzeugungsmethoden einzusetzen, fordert Dalchow. Der Einsatz von Solaranlagen könne dann wesentlich billiger werden. Die großen Kirchendächer würden sich für die Installierung eines „Solarkraftwerkes“ geradezu anbieten. Jenny Kähler, epd

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