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Der beste Spieler aller Zeiten tut sich leicht

■ Tennisprofi Pete Sampras besiegt im Finale von Wimbledon Cedric Pioline zügig 6:4, 6:2, 6:4 – derweil probt der Halbfinalist Michael Stich bereits sein neues Leben

London (dpa) – Michael Stich war ein wenig enttäuscht, daß es Pete Sampras so leichtgemacht worden war. „Ich hätte von Cedric mehr erwartet“, sagte er. Doch mehr war nicht mehr drin für Cedric Pioline im Finale von Wimbledon: Sampras (25) brauchte gestern gerade mal 94 Minuten, um den Überraschungsfinalisten 6:4, 6:2, 6:4 zu schlagen. Damit hat der US-Amerikaner nach 1993, 1994 und 1995 zum viertenmal das bedeutendste Tennisturnier der Welt gewonnen.

Es ist sein zehnter Grand-Slam- Titel. Im Vorjahr war der Weltranglisten-Erste überraschend im Viertelfinale gegen den späteren Champion Richard Krajicek aus den Niederlanden ausgeschieden.

Nun beeilt man sich, dem wie so oft unauffällig durch das Turnier geeilten Sampras Abbitte zu leisten. Boris Becker, im Viertelfinale chancenlos, nennt ihn den „besten Spieler aller Zeiten auf diesem Center Court“. Der US- Amerikaner präsentierte sich als Mann ohne Schwächen. Es gibt härtere Aufschläger, aber keinen, der so konstant serviert, vor allem in kritischen Momenten. Das brillante Netzspiel wurde gegen Pioline komplettiert durch eine gnadenlose Rückhand. Pioline (28), das wurde schnell deutlich, hatte bereits im Halbfinale gegen Stich seinen Höhepunkt erreicht, als er perfektes Tennis geboten hatte. Danach war Stich (28) sofort und komplett zurückgetreten. Er will sich keine „Tingeltour wie ein alternder Schlagerstar“ antun. Ein halbherziger Rückzug wie der des Konkurrenten Becker kommt für ihn nicht in Frage. Becker muß für seinen Berater Meyer-Wölden noch das Zugpferd für den Grand- Slam-Cup Ende des Jahres in München spielen. „Wenn ich Tennis spiele, zählen für mich die Grand Slams“, sagt Stich.

Er will auch nichts mehr vom Posten des Daviscup-Kapitäns wissen. Bei der Konstellation mit dem Deutschen Tennisbund auf der einen Seite und dem Beckerschen Junior-Team auf der anderen will er „nicht in der Mitte stehen und der Leidtragende sein“. Auch das Abstiegsspiel gegen Mexiko in Essen wird wohl ohne ihn stattfinden. Stich ist glücklich, behauptet er. Auch ohne Tennis. An ein Medizinstudium denkt er vage. „Es gibt mehr als Tennis im Leben“, sagt Michael Stich. Fernsehen, zum Beispiel. Gestern begann sein neues Leben. Er gab für die Wimbledon-Übertragung von RTL den Co-Kommentator.

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