Störzeile: Rotierende Amtsstube
■ Die Welt schaut neidisch auf Altonaer Modell: flach, flexibel, lebenslang
Die Republik blickt auf Altona. Die Republik? Ach was. Die Welt. Während in New York, Rio und Tokio Unternehmensvorstände noch über lean management schwabulieren, setzt der Bezirk revolutionäre Formen der Arbeitsorganisation um. Flache Hierarchien, flexible Mitarbeiter, lebenslanges Lernen. Alle fordern. Altona handelt.
Die Zauberformel: Standesbeamte zu Tiefbauingenieuren. „Wollen Sie diese Schaufel zur Hand nehmen“, lautet die Frage. Und von den Baustellen schallt es: „Ja, ich will.“Wozu auch Tiefbauingenieure auf Tiefbauingenieurstellen? Das macht unflexibel.
Das Bezirksamt hat das schlichte Rotationsprinzip zu höchster Form entwickelt. Die komplexe Strategie auf einen kurzen Nenner gebracht: Jede/r macht den Job, der gerade frei wird. Flach, flexibel, lebenslang. Den Anfang machen die Standesbeamten. Aber das Modell ist zukunftsweisend, der Standort Amtsstube gesichert. Der Staatsrat könnte sich in der Kfz-Zulassungsstelle verdient machen. Dort könnte er Gasgeben lernen. Der Steuerbeamte wäre als Kassierer in der Rathauskantine einsetzbar, damit er endlich mal Geld sieht. Das würde Frust abbauen.
Lehrer ließen sich in Polizeiuniformen stecken und umgekehrt. Das käme der Verkehrserziehung zugute. Und auch die Abgeordneten der Parteien ließen sich rotieren: Karl-Heinz Ehlers als innenpolitischer Sprecher der GAL oder Anna Bruns als Spitzenkandidatin der CDU. Am Ende ließen sich Gärtner zu Böcken, Unsinn zu Geld und Rotation zum Geniestreich machen. Achim Fischer
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