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Hun Sen warnt das Ausland

■ Die beiden verfeindeten kambodschanischen Premierminister suchen internationale Unterstützung

Phnom Penh (rtr) – Kambodschas Zweiter Premierminister Hun Sen hat das Ausland gestern aufgefordert, sich nicht in den Machtkampf mit seinem Rivalen Prinz Norodom Ranariddh einzumischen. In einer Fernsehansprache sagte er, das Land müsse seine Probleme selbst lösen. Das amtierende Staatsoberhaupt Chea Sim werde dem UN-Generalsekretär Kofi Annan die Lage in Kambodscha in einem Brief erläutern, sagte Hun Sen. Seit Samstag kämpfen Truppen des Sozialisten Hun Sen gegen Verbände, die loyal zur monarchistischen Funcinpec-Partei Prinz Ranariddhs stehen. Die Soldaten Hun Sens kontrollieren mittlerweile die Hauptstadt Phnom Penh.

Der für abgesetzt erklärte Erste Premierminister bemüht sich ebenfalls um internationale Unterstützung. Er forderte das Ausland auf, die Herrschaft seines Rivalen nicht anzuerkennen. Prinz Ranariddh kündigte auch an, sich an den UN-Sicherheitsrat zu wenden. Außerdem warnte er in Paris vor einem neuen Bürgerkrieg in Kambodscha, sollte Hun Sen Verhandlungen über seine Rückkehr verweigern. Er sei zu Gesprächen bereit, um die Probleme zu lösen. Grundlage dafür müßten jedoch die bestehenden Gesetze sein.

Der Verband Südostasiatischer Nationen (Asean) rief die Truppen der beiden rivalisierenden Premierminister zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. Asean bedauere zutiefst, daß die Entwicklung in Kambodscha eine solch unglückselige Wende genommen habe, erklärten die sieben Mitglieder des Verbandes und forderten die Einhaltung des Friedensabkommens von 1991. Die Außenminister der Asean-Mitglieder wollen am Donnerstag in Kuala Lumpur zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Bislang war geplant, Kambodscha noch in diesem Monat in den Staatenverband aufzunehmen. Bisher gehören Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Brunei, Thailand, Singapur und Vietnam dem Verband an.

Unterdessen evakuierten sechs thailändische Transportmaschinen 700 Ausländer von Phnom Penh nach Bangkok. Im Laufe des Tages sollten weitere 358 Ausländer ausgeflogen werden. Das US-Außenministerium empfahl den rund 1.500 Amerikanern in Kambodscha, die Straßen angesichts der unsicheren Lage zu meiden.

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