: Tatenloser Wasserturm
■ Reaktionen auf gescheiterte Hotelpläne
Sommerlich-gelassen reagieren Hamburgs Politik und Tourismusgewerbe auf das Scheitern des geplanten Wasserturm-Hotels im Sternschanzenpark. „Es haben immer einige befürchtet, daß der Hotelbetreiber abspringt“, seufzte der Eimsbütteler SPD-Abgeordnete Götz Gerhardt-Gade gestern. Er wisse „nicht, wie es jetzt mit dem Wasserturm weiter gehen soll“.
Die Direktorin des Hamburger Ibis-Hotels sagte, ein neues Hotel des Typs Mercure (140-190 Mark pro Doppelzimmer) in Hamburg hätte sie „sowieso überrascht, weil es den Markt dafür eigentlich nicht gibt“. Die Tourismuszentrale erklärte, es gebe 20 „sehr konkrete“Hotel-Neubauvorhaben in Hamburg. Das „Projekt Sternschanzenpark“habe nie dazugehört.
Das Bezirksamt Eimsbüttel betonte, bisher weder von dem Münchner Turm-Eigentümer Joachim-Ernest Storr noch von dem Hotelbetreiber „Mercure“über das Scheitern der 180-Betten-Burg „informiert worden“zu sein und folglich wenig Stellung nehmen zu können. Mercure-Geschäftsführer Hans-Peter Kolditz hatte am Dienstag gegenüber der taz erklärt, daß sein Hotel-Unternehmen „kein Interesse“mehr an dem Wasserturm habe, falls sich an der Drogenszene rund um den Sternschanzenpark nichts ändern sollte. Dealer und Junkies seien „kein gutes Umfeld“für Hotelgäste, die Mercure zusammen mit Storr als Investor in dem seit Jahren vor sich hin rottenden Denkmal unterbringen wollte. „Dieses Argument ist vorgeschoben“, entgegnet Gerhardt-Gade. Drogendealer seien im Schanzenviertel seit Jahren nichts Neues.
Am 17. Juli wird der Eimsbütteler Hauptausschuß über die Zukunft des Wasserturms debattieren. Klar ist, daß noch vor dem Winter etwas passieren muß – das Turmdach droht einzustürzen. Aber so richtig wütend macht das nur die GAL: „Hoffentlich zieht der Senat die Lehre aus diesem Fehlschlag seiner investorenfreundlichen Politik“, wetterte die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann. Tatenlos habe die Stadt zugesehen, wie Wasserturm-Investor Storr das Denkmal habe verfallen lassen. Jetzt müsse „der Senat endlich gemeinsam mit dem Stadtteil ein Konzept für eine sinnvolle Nutzung entwickeln“. Heike Haarhoff
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