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Der groovigste Soneo

■ Celia Cruz beim West Port-Festival

„Celia ist in Afrika!“rief Tito Puente, König der Timbales, bei seinem Gastspiel im November letzten Jahres den Zwischenrufern irgendwann entnervt zu, und auch die wasserstoffblonde, comichaft aufgebrezelte Sängerin, die dem Publikum im zweiten Teil des Abends von dreißig Zentimeter hohen Plateauschuhen gehörig einheizte, konnte die Gemüter nicht beruhigen. Das Publikum wollte Celia Cruz sehen und nur Celia Cruz, wie damals vor sieben Jahren, als die beiden großen Veteranen der Latin-Music noch gemeinsam durch die Lande zogen und mit dreistündigen Shows die Konzerthallen zu Dampfbädern machten. Jetzt ist sie endlich wieder in Hamburg, wenn auch für stolze 45 Mark.

„Als ich diese negra zum ersten Mal singen gehört habe“, erinnert sich Rogelio Martinez, „standen mir die Haare zu Berge.“Martinez ist der mittlerweile 90jährige Bandleader der kubanischen Formation Sonora Matancera, mit der Celia Cruz in den Sechzigern ihre ersten Erfolge feierte. Wer diese alten Aufnahmen kennt, weiß, warum afrokubanische Musik heute zu den letzten Geheimnissen des rare groove gehört, und warum die ein-schlägigen DJs für Vinyl-Originale mittlerweile horrende Preise zahlen. Celia Cruz hat mehr groove in im soneo, ihrem Stil des freien Skandierens, als alle Perkussions-Sektionen, die sie jemals begleitet haben.

Während des goldenen Zeitalters der Salsa, Mitte der Siebziger in New York, kollaborierte die Grand Dame mit Großmeistern des Genres, mit Johnny Pacheco, Tito Puente und den Fania All Stars. Mittlerweile lebt sie schon seit langem in Miami und wählt sich zur Begleitung die Youngsters vom José Alberto „El Canario“Orchestra. Christoph Twickel

heute, 20 Uhr, West Port-Zelt vor den Deichtorhallen

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