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Haushaltschaos, auf Papier Kunst

■ Die 10. internationale Sommerakademie „Pentiment“bildet Künstler weiter. Erstmals stellen in diesem Jahr die ProfessorInnen eigene Arbeiten im Museum für Kunst und Gewerbe aus

Das Zusammentreffen von Rote-Beete-Saft, Bügeleisen und Pergamentpapier richtet in jedem Haushalt Chaos an, in der Kunst aber schöne Bilder. Mit selbstgemachten bunten Tuschen, auch von Zwiebel-, Rhabarber- und Hagebuttensaft, malt Takako Saito ihre Figuren und erhitzt dann das Papier durch Bügeln. Denn Pergamentpapier, so hat die aus Japan stammende Fluxus-Künstlerin entdeckt, treibt wie Popcorn unter Hitze verschiedene Bläschenformationen. Außer der Weiterentwicklung dieser ungewöhnlichen Technik macht die in Düsseldorf lebende Künstlerin Objekte wie Schachspiele auf Hüten und vertreibt in einem „Book Shop“feine kleine Künstlerbücher-Unikate.

Takako Saito ist eine von fünfzehn GastprofessorInnen von Pentiment, der internationalen Sommerakademie für Kunst und Gestaltung. Das Projekt zur dreiwöchigen künstlerischen Weiterbildung für Berufstätige wurde 1987 von der Fachhochschule für Gestaltung in der Armgartstraße gegründet.

Zum zehnjährigen Bestehen dieser erfolgreichen Einrichtung stellen sich die diesjährigen DozentInnen mit eigenen Arbeiten erstmalig im Museum für Kunst und Gewerbe vor. Das Spektrum reicht dabei von den geschätzten subtilen Karikaturen F. K. Waechters zum feinen Produktdesign des Hamburgers Michael Suxdorf, von der gestischen Kalligraphie des Nangaku Kawamata aus Japan zu den Fotoserien des Kanadiers Douglas Clark, von den Modedraperien von Tamotsu Kondo zu den techno-folkloristischen Computerillustrationen des Parisers Frédéric Voisin.

Doch Schwerpunkt des Pentiment-Programms ist die Malerei, von traditionell bis zum freien Gestalten. Da zeigt sich ein dem aktuellen Kunstbetrieb gegenläufiges Interesse: Es besteht deutlich mehr Kursnachfrage nach Expression als nach speziellen Fertigkeiten oder Konzepten. So rückt das Tafelbild wieder in den Blickpunkt.

Der Hamburger Martin Conrad ergänzt seine gemalten Schichtungen inzwischen collagenhaft mit Zeitungspapier; von ihm sind im Museum fünf neue Bilder zu sehen. Der Amsterdamer Maler Rob de Vry erfaßt Komplexität durch Addition: in seinen Installationen zitiert er auf einzelnen kleinen Bildtafeln Ausschnitte berühmter Gemälde und setzt sie in Beziehung.

Ist dem Europäer de Vry die Kunstgeschichte Inspiration, macht der koreanische Maler-Mönch Jung Kwang die Emotion zur Quelle seiner Arbeit zwischen Zen-Meditation und kindlicher Expressivität. Die Malerei ist keineswegs am Ende, so ist aus der Begeisterung dieser Künstler zu folgern. Luke Gray aus New York traut ihr immer noch den „Entwurf einer persönlichen Beschreibung von Welt“zu, und der Bayer Dietrich Bartscht mit seiner auf Holzkörper übergreifenden Farbfeldmalerei geht noch weiter: Sein Kursmotto ist nichts Geringeres als „Die Neuerfindung der Malerei“.

Hajo Schiff

Museum für Kunst und Gewerbe, bis 24. August. Ausführliches Begleitprogramm (Vorträge, Arbeitsdemonstrationen) in der Armgartstraße und im Museum, bis 9. August. In einigen der Pentiment-Kurse vom 21. Juli – 9. August in der Armgartstraße sind noch Restplätze frei; Infos unter Tel. 2988-3373.

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