: Was Hänschen nicht lernt ...
■ ... das muß Hans lernen. Unesco tagt zur Erwachsenenbildung
Alle sieben Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menschheit. Gleichzeitig spitzen sich die globalen Probleme zu. Doch dieser Satz kursiert noch immer: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“Ein Satz wie ein Fallbeil. Falsch und unsinnig. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die gestern vor der Presse die Unesco-Weltkonferenz über Erwachsenenbildung im CCH eröffnete, sparte nicht an deutlichen Worten. Auch hiesige Sparstrategen, die die Förderung von Erwachsenenbildung auf berufliche Bildung reduzieren wollen, bekamen ihr Fett ab.
Weltweit mangelt es allerdings weniger an Fortbildung als an Basisbildung. 900 Millionen Menschen können nicht schreiben, sagte die Premierministerin Bangladeschs, Sheik Hasina. Bangladesch hatte jüngst für Aufsehen gesorgt mit Kleinstkredit-Projekten. Die Fotojournalisten hielten auf die Dame im weißen Sari. Als Gesprächspartnerin war sie weniger gefragt. Lieber wollte man von Rita Süssmuth wissen: „Wie können Sie den Menschen in Südostasien helfen?“Süssmuth aber machte klar: Deutsche Programme einfach zu übertragen, sei ziemlich sinnlos. Fragte ein deutscher Journalist: Ob man nicht das so prächtig funktionierende deutsche Volkshochschulwesen exportieren könnte.
Daß hierzulande keinesfalls alles in bester Ordnung ist, darauf machte gestern die Vorsitzende des DGB-Landesbezirks Nordmark, Karin Roth, aufmerksam: Mindestens 40.000 HamburgerInnen über 15 Jahren könnten nicht ausreichend lesen und schreiben. Und die Qualifizierung der Beschäftigten in den hiesigen Unternehmen sei völlig unsystematisch. Krista Sager (GAL) sieht im Falle einer großen Koalition nach den Wahlen schwarz für gleiche Bildungschancen für Jugendliche, Frauen und EinwandererInnen.
Noch bis einschließlich Freitag werden sich die rund 2.000 Delegierten aus 150 Staaten unter anderem mit Alphabetisierungsstrategien oder einer neuen Rolle für die Universitäten beschäftigen. Und sie werden Forderungen stellen: Sechs Prozent des Bruttosozialprodukts für die Bildung. cis
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