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Lösung braut sich zusammen

Bavaria wird St.-Pauli-Brauerei bleiben. Jever und 100 Arbeitsplätze futsch. Astra knallt gegen Holsten auch weiterhin am dollsten  ■ Von Achim Fischer

Die Bavaria-Belegschaft kann das eine oder andere Fäßchen schon mal kalt stellen. Ihre Brauerei wird aller Voraussicht nach auch über das Jahresende hinaus erhalten bleiben. Eine eigenständige Gesellschaft soll die Anlagen, das Grundstück sowie die Markenrechte für die beiden Biermarken Astra und Ratsherrn übernehmen, die derzeit beide an der Bernhard-Nocht-Straße produziert werden.

„Die Bavaria-Brauerei wird weiterhin in St. Pauli Bier brauen“, war sich gestern die Nachrichtenagentur dpa schon sicher. Sie berief sich auf Informationen des Hamburger Abendblattes und des Bavaria-Vorstandsmitgliedes Fritz Michael Klein. Der aber fühlte sich von dpa gänzlich mißverstanden. „Ich kann diese Meldung nicht bestätigen“, sagte er gegenüber der taz. „Die Verhandlungen laufen direkt zwischen Brau und Brunnen (der Bavaria-Eigentümerin; die Red.) und dem Senat. Unser Vorstand ist in die Verhandlungen nicht einbezogen. Ich kenne den Stand der Verhandlungen nicht.“

Brau und Brunnen verwies darauf, daß zwischen den Verhandlungspartnern Stillschweigen vereinbart wurde. „Wir sind einer Einigung sehr nahe“, sagte gestern Unternehmenssprecher Bernd Weber. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde und ein Senatssprecher verwiesen auf die heutige Pressekonferenz mit Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) zu diesem Thema.

Nach Informationen der taz soll die Hamburger Brauerei mit Produktionsanlagen und dem – zig Millionen Mark wertvollen – Grundstück aus dem Brau und Brunnen-Konzern (BuB) herausgelöst werden. Die erfolgreiche Marke Jever, die derzeit zur Bavaria gehört, soll jedoch bei dem Dortmunder Konzern bleiben.

BuB hatte erst vor zwei Jahren Bavaria für 400 Millionen Mark aufgekauft. Die Dortmunder waren dabei vor allem an Jever interessiert gewesen. Das Unternehmen wurde dadurch zum größten deutschen Getränke-Konzern – der sich mächtig überhoben hatte. Im vergangenen Jahr machte BuB einen Verlust von 229 Millionen Mark.

Im Februar dieses Jahres hatte der BuB-Aufsichtsrat die Schließung der defizitären Bavaria-Brauerei beschlossen. Seitdem verhandeln der Senat und das Unternehmen über eine Lösung.

Auch nach den jetzigen Plänen würde es zu einem Verlust von Arbeitsplätzen an der Bernhard-Nocht-Straße kommen, da der Betrieb zur Zeit viele konzerninterne Aufgaben übernimmt – etwa in der Verwaltung, im Vertrieb von BuB-Bieren oder in der Abfüllung eines Teils der Jever-Produktion. Diese Arbeiten, so fürchten die Bavaria-Mitarbeiter, könnte Brau und Brunnen in Zukunft in Jever und anderen konzerneigenen Braustätten erledigen lassen. Das Abendblatt schätzt, daß von den 500 Arbeitsplätzen an der Bernhard-Nocht-Straße 100 gestrichen werden.

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