piwik no script img

Applaus für die Polizei

Balsam für geschundene Polizistenherzen: Tausende Kinder machten mit beim „Ferienspaß mit Polizei und Feuerwehr“  ■ Von Heike Dierbach

Wer darf der Polizei ungestraft auf die Nase hauen? Der Kasper natürlich. Der schläft aber noch, und die 300 Kinder, die vor der Bühne ein überwiegend friedliches Sit-In machen, werden erstmal von einem schnauzbärtigen (echten) Wachtmeister auf Vollzähligkeit kontrolliert. „Soll ich den Kasper mal wecken?“fragt er scheinheilig. Klar. Man hört Rumpeln und Poltern, hinter der Bühne bricht jetzt wohl das SEK Kaspers Wohnungstür auf. Der Vorhang öffnet sich für die Kulisse von „Kasperstadt“mit Fernsehturm (Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Städten sind rein zufällig). Für Kinder wird in Kasperstadt viel getan – zum Beispiel eine neue Fußgängerampel aufgestellt.

Der „Verkehrskasper“war eine der Hauptattraktionen auf dem diesjährigen „Ferienspaß mit Polizei und Feuerwehr“, bei dem gestern mehrere tausend Kinder das Gelände der Polizeischule in Alsterdorf stürmten. „Die Kinder sollen mal einen anderen Bezug zur Polizei bekommen“, wünscht sich Kindergärtnerin Andrea, „gerade bei uns in Wilhelmsburg ist die Polizei sehr präsent. Auch beruflich gibt es da für Jugendliche viele Chancen.“Mit der Grundausbildung können die Kleinen gleich beginnen. „Stehenbleiben oder ich schieße!“kräht eine Kinderstimme aus der „Befehlsstelle“über den Platz.

Die Stimmung könnte besser nicht sein angesichts von Rettungsleiter, Sprungtuch, Hubschrauber. Allein das lustige „Wasserwerfer-Weitschießen“sucht man vergeblich. Der Polizeifotograf freut sich über die vielen unvermummten lachenden Gesichter und daß er dem Nachwuchs mal zeigen kann, was die Polizei den ganzen Tag so macht. Luftballons verteilen zum Beispiel, mit dem Motorrad über Kollegen springen und im Tümpel der Polizeischule nach Schätzen tauchen.

Hauptwachtmeister Matzkeit lobt denn auch die Aktion. „Hier können wir was für unser Image tun. Wann applaudiert denn schon mal jemand der Polizei?“Glückliche Kindergesichter – Balsam für das geschundene PolizistInnenherz. Wer würde anderen Ortes auch Schlange stehen, um eine Runde in einem Polizeiwagen zu drehen?

Die Idee zu dem Fest hatte das Ferienspaß-Team der HEW, die auch Mitorganisatorin ist. „Ich finde das Wort ,Bulle' schrecklich“, meint Frau Voß von der HEW, „diese Aktion hilft, Vorurteile abzubauen, die die Kinder doch oft von ihren Eltern haben.“Jeanette (11) aus Borgfelde jedenfalls hat überhaupt keine Angst vor der Polizei, sie ist ohnehin vor allem „wegen der Hunde“da. Die nehmen den Streichel-Marathon der Kinder gelassen hin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen