: Kuchen mit Plastikaroma
■ Hamburger Studie: Turnschuhe, Mixer, Föne machen krank
Nicht nur Tabletten haben unerwünschte Nebenwirkungen. Auch Handys, Turnschuhe, Schwimmflügel und Haartrockner machen krank. Sie gasen giftige Chemikalien an die Umwelt aus, stellte das Hamburger Umweltinstitut in einer Studie fest, die es gestern der Öffentlichkeit vorstellte.
„Beim Kuchen essen Sie Ihren Mixer gleich mit“, bringt Michael Braungart, Vorsitzender des Umweltinstitutes, die Ergebnisse auf den Punkt. 19 Produkte des täglichen Lebens kamen in die Testlabors – aus dem Haushalt, dem Büro, der Freizeit- und Unterhaltungsbereich... Sie alle enthalten sogenannte „flüchtige Chemikalien“. Vor allem Lösungsmittel, Weichmacher und Stabilisatoren gelten als gesundheitsgefährdend. Sie stehen im Verdacht, Hormon- oder organschädigend beziehungsweise krebserregend zu sein – gerade als „Cocktail“. Die meisten Produkte enthalten mehrere dieser Substanzen.
Haushaltsprodukte seien deshalb „Design für Sondermüll“. Die Industrie produziere allein nach Kostengesichtspunkten. Zusammengesetzt würden schlicht die billigsten Materialien, die häufig aus Ländern importiert würden, in denen Arbeits- oder Umweltschutz eine untergeordnete Rolle spielen. Aber auch Deutschland habe keinerlei Grenzwerte für die Belastung von Innenraumluft, „obwohl wir 20 von 24 Stunden in Räumen verbringen“, stellte Baumgart fest.
Um den Haushalt giftfrei zu halten, regt das Hamburger Umweltinstitut an, sogenannte technische Kreisläufe zu schaffen. Die Industrie müsse für die Wiederverwendung ausrangierter Stoffe verantwortlich gemacht werden. Wäre ein Hersteller verpflichtet, seine Artikel zurückzunehmen, würde er nach Überzeugung Baumgarts vorher auf den Einbau von Sondermüll verzichten. Außerdem hätte er dann ein eigenes Interesse daran, qualitativ hochwertige und haltbare Materialien zu verwenden.
Das jedoch ist Zukunftsmusik. Vorerst empfiehlt das Umweltinstitut den VerbraucherInnen, ihre Wohnung häufig zu lüften. Elektrogeräte hätten nichts im Schlafzimmer, Waschmaschinen nichts in der Küche, in unmittelbarer Nähe von Lebensmitteln, zu suchen. Außerdem sollten Geräte nicht auf „stand by“geschaltet sein, weil die Ausgasungen bei Erwärmung drastisch zunähmen. Elke Spanner
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