„Beutekunst“-Rückgabe möglich?

■ Sidorow weckt Bremer Hoffnung und attackiert Bundesregierung

Die Bremer Kunsthalle kann sich noch immer Hoffnungen auf eine Rückgabe ihrer nach dem Zweiten Weltkrieg in die ehemalige Sowjetunion verbrachten Kunstwerke machen. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin Stern sagte der russische Kulturminister Jewgenij Sidorow: „Was von uns einfach mitgenommen wurde, wie zum Beispiel die Bremer Kunstsammlung mit ihren wunderbaren Dürerzeichnungen, müssen wir zurückgeben.“Neben den Dürerzeichnungen vermißt die Kunsthalle mehrere hundert weitere Zeichnungen anderer KünstlerInnen sowie Gemälde und Graphiken.

In der gesamten Beutekunstfrage hat Sidorow im selben Interview allerdings einen schärferen Tonfall gewählt als noch bei seinem Bremen-Besuch Ende April dieses Jahres. So warf der Kulturminster der Bundesregierung Tatenlosigkeit vor: „Es tut sich nicht nur wenig, sondern gar nichts.“Und: „Vor ein paar Jahren haben wir vergebens auf eine Geste der Versöhnung aus Deutschland gewartet. Den Wiederaufbau einer Kirche oder eines Museums. Damals hätten wir alles lösen können.“

Das ist heute offenbar nicht mehr der Fall: So schloß Sidorow eine Rückgabe des von Heinrich Schliemann entdeckten „Schatz des Priamos“aus. Über die anderen, nach den Gesetzen der Siegermächte nach Rußland gebrachten Kulturgüter müsse verhandelt werden. Sidorow bekräftigte den Vorschlag eines Austausches von deutschen Kulturgütern gegen russische Kunstschätze, die während des Krieges von der Wehrmacht verschleppt worden waren. ck/dpa