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Auf der Suche nach einer bleibenden Leere

■ Der Wettbewerb für ein Holocaust-Denkmal in Berlin wurde neu ausgeschrieben

Berlin (taz) – Der Rahmen bleibt, das Verfahren geht weiter. Berlins Kultursenator Peter Radunski (CDU) hat einen neuen Wettbewerb zur Errichtung des „Denkmals für die ermordeten Juden in Europa“ ausgeschrieben. Zusätzlich zu den 1995 ermittelten neun Preisträgern wurden 16 internationale Künstler und Architekten eingeladen, darunter Rebecca Horn und Dani Karavan, die mit ihren Entwürfen beim ersten Durchgang abgelehnt worden waren. Neu in den Wettbewerb wurde unter anderem der Architekt Daniel Libeskind mit einbezogen, aber auch Jochen Gerz und die Britin Rachel Whiteread, deren Entwurf einer „Bibliothek“ aus Stahlbeton im Juli 1996 für ein Holocaust-Mahnmal auf dem Wiener Judenplatz ausgewählt wurde.

Mit seiner Entscheidung kam Radunski den Bedenken einer Expertenrunde aus Kunstwissenschaftlern und Historikern entgegen, die zwischen Januar und April über die Realisierung des Mahnmals in Berlin diskutiert hatte. An den Vorgaben des ersten Wettbewerbs hat sich allerdings kaum etwas geändert: Der Senat hält an dem 20.000 m2 großen Areal zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz als Standort fest, und auch die Kosten bleiben bei 15 Millionen Mark. Außerdem soll mit dem Denkmal weiter allein der jüdischen Opfer gedacht werden, weil der Massenmord an den Juden „ein Verbrechen sui generis“ ist, daß „auch eine 1.000jährige Kultur aus dem Herzen Europas“ gerissen hat, heißt es in der Vorbemerkung des Kultursenats.

Besonders entschieden wendet man sich gegen eine Mischform aus Denkmal und Gedenkstätte. Statt auf Information und Dokumentation soll sich „das Denkmal und der Ort der Erinnerung an die kontemplative und emotionale Empfänglichkeit des Besuchers“ richten. Den Beteiligten soll es nun stärker überlassen bleiben, wie sie mit der Größe des Denkmals und der „zurückgebliebenen Leere“ nach dem Holocaust umgehen. Obwohl es Vorgespräche mit allen Beteiligten gab, kam die Einladung einigermaßen überraschend. Rachel Whiteread will sich erst einmal „mit der Sache auseinandersetzen und dann über einen möglichen Beitrag entscheiden“. Und auch wenn der Pressesprecher des Kultursenats, Axel Wallrabenstein, betonte, daß alle der Einladung nachkommen werden, bleibt die Teilnahme unsicher. Mit Esther Shalev-Gerz, die eng mit ihrem Mann Jochen Gerz zusammenarbeitet, ist ein Holocaust- Mahnmal allein für die Juden nicht zu machen. Die jüdische Künstlerin lehnt eine besondere Hervorhebung der Juden als Opfer des Dritten Reichs ab. Harald Fricke

Kommentar Seite 10

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