"Überall, wo ich bin, gibt es Sand"

■ Vier Stunden Training, 45 Grad Hitze: Für Maike Friedrichsen ist Beachvolleyball nicht nur Rumgehopse, sondern richtig harte Arbeit. An ihrem Geburtstag steht sie heute beim Masters-Turnier in St. Peter

taz: Hallo Maike. Ich habe Ihnen eine Handvoll Sand mitgebracht. Wissen Sie, wo der her ist?

Maike Friedrichsen: Nein, da muß ich durchlaufen. Nur mit meinen Füßen kann ich fühlen, woher der Sand kommt.

Wie unterscheiden sich die einzelnen Sande?

Der größte Unterschied ist die Tiefe des Sandes: Wie sehr sackt man ein? Ich spiele gerne auf einem mittleren Sand. Feinen Sand habe ich am liebsten. Da fällt man weicher. Man hat auch öfter Sand im Mund und verschluckt ihn.

Wo haben Sie schon überall Sand geschluckt?

Ich habe bereits in der ganzen Welt gespielt: Indonesien, Puerto Rico oder Japan. In Rio de Janeiro war ich auch schon. Die Copacabana ist beeindruckend. Da wird Beachvolleyball ohne Ende abgefeiert. Die Leute stehen nachts um zwei auf, um am nächsten Tag ins Stadion zu kommen.

Wo gefällt es Ihnen am besten?

Sehr schön war es auf Barbados oder in Australien. Gerne würde ich einmal beim Turnier von Durban in Südafrika spielen. Kalifornien reizt mich auch, weil es die Ursprungsstätte des Beachvolleyballs ist.

Und wie gefällt es Ihnen in Hamburg?

Es ist schade, daß es hier dieses Jahr kein Masters-Turnier gibt. Hamburg ist insgesamt noch etwas zurückgeblieben, was Beachvolleyball angeht. Die Leute könnten endlich mal mit dem Felderbauen nachkommen.

Wenigstens ist es nicht weit zur Ostsee. Die deutsche Meisterschaft wird ja im August am Timmendorfer Strand ausgespielt.

Timmendorf ist in Deutschland das Turnier schlechthin. Das ganze Drumherum ist traumhaft. Viele Leute, das Hotel direkt am Strand. Darauf fiebern alle hin.

Das Turnier, das nun in St. Peter-Ording beginnt, ist auch ein besonderes?

Eigentlich sollten wir an meinem 27. Geburtstag in Puerto Rico sein, aber das Turnier wurde abgesagt – zum Glück: Jetzt können meine Freunde und meine Familie nach St. Peter kommen und mit mir feiern.

Wie häufig sehen Sie die noch?

Nicht so oft. Wir spielen 20 bis 25 Turniere im Jahr, davon zehn im Ausland. Nur im Dezember haben wir drei, vier Wochen Pause. Ich sehe Danja Müsch mehr als meinen Freund oder meine Familie.

Wie sind Sie zu einem Team geworden?

Danja hat mich einfach gefragt, ob ich mit ihr zusammen nur noch Beachvolleyball spielen möchte. Ihre damalige Partnerin Beate Bühler hatte aufgehört. Ich habe mich ziemlich schnell dafür entschieden. Beachvolleyball macht Riesenspaß. Außerdem haben mich neue Ziele gereizt. In der Halle habe ich ja alles mitgemacht, das hat sich wiederholt.

Was ist das Besondere an Beachvolleyball?

Du bist viel mehr dein eigener Herr. Wir haben zwar einen Trainer, aber es ist nicht so wie in der Halle, wo einer ruft und du anzutreten hast. Ich bin jetzt selbständiger. Ich kann selber anwenden, was ich in den Jahren gelernt habe. Es ist eine tolle Freiheit, aber du mußt dich auch selbst antreiben. Wir kriegen das ganz gut hin.

Das haben auch schon andere gemerkt. Sie haben einen eine Million Mark schweren Sponsor-Vertrag mit Nike erbaggert.

Warum auch nicht. Wir sind in Deutschland die Vorreiterinnen. Es gibt derzeit kein besseres europäisches Team als uns. Außerdem: Wenn du Klamotten präsentiert haben willst, muß das einigermaßen aussehen. Da brauchen wir uns nicht verstecken.

Manche lästern, daß Beachvolleyball nur ein bißchen Sandgehopse sei mit viel Drumherum.

Die sollen mal vorbeikommen und zuschauen, wie wir trainieren. Das ist harte Arbeit. Wir trainieren vier Stunden täglich, und das ganze Jahr sind Turniere. Beachvolleyball ist total anstrengend. Bis zu 45 Grad Hitze sind für den Körper brutal, vor allem, wenn man vier Spiele an einem Tag hat.

Wie halten Sie das aus?

Eincremen ist morgens das erste und vor dem Schlafengehen das letzte. Du mußt eine Kappe tragen, sonst kriegst du einen Hitzschlag, viel trinken. Andererseits mag ich es, wenn es warm ist. Dein Körper fühlt sich dann gut an.

Und was passiert mit den Füßen im heißen Sand?

Die Plätze werden mit Wasser abgesprüht, sonst würdest du dir die Füße verbrennen. Schlimmer ist aber, daß unsere Füße ständig dreckig sind. Immer grün.

Aber der Sand ist doch weiß.

Wir trainieren in Münster, und da ist um das Feld Rasen drumherum. Du mußt die Bälle ja auch wieder zurückholen, wenn sie wegspringen. Wir sind zwar ordentlich und schrubben auch jeden Abend – aber ohne Erfolg. Mir sind meine grünen Füße immer unangenehm, wenn ich zur Fußmassage gehe.

Solange Sie einen halben Sandkasten mitbringen.

Die kennen mich schon. Wo ich bin, ist Sand. Auch bei mir zu Hause. Im Bett, in der Dusche, im Trockner. Einfach überall.

Wie hält es Ihr Freund mit Ihnen aus?

Er spielt selbst Beachvolleyball.

Interview: Clemens Gerlach