Von Solarzelle zu Wasserkraft

■ Serie Stadtführungen (Teil 6): Das sonnige Freiburg ist berühmt für seine Umweltprojekte und Verkehrskonzepte

Nicht die Freiburger Bächle, Gäßle oder das Münster, sondern die ökologischen Errungenschaften sind eine Entdeckung wert. In der Öko-Hochburg, seit Jahren wegen ihrer hartnäckigen Auseinandersetzungen um den Bau von Atomkraftwerken und Bundesstraßen bekannt, veranstaltet Vista Tour Umweltführungen per Fahrrad.

Die größten Lorbeeren werden in Freiburg mit Solarprojekten eingeheimst. In der Gewerbeschule am Rande der Stadt ist ein Solarklassenzimmer zu bewundern. Der gläserne Saal hat auf dem Dach die verschiedensten Kollektoren und Module zur Warmwasseraufbereitung und Stromgewinnung.

In östlicher Richtung radeln wir zu einer über die Tore Freiburgs hinaus bekannten Gemeinschaftssolaranlage: Auf dem Dach des Fußballstadions vom Freiburger Sportclub (SC) werden Kollektoren und Module inspiziert. Einzelne FreiburgerInnen haben Anteile dieser 100 Kilowattstunden großen Gemeinschaftsanlage, deren Strom direkt ins Netz eingespeist wird, gekauft. Jährlich wird die Stromproduktion mit dem persönlichen Stromverbrauch verrechnet. Daß die Bundesligaspieler ihr warmes Duschwasser vom Tribünendach beziehen, davon können sich die Gäste selbst überzeugen.

Vom SC-Dach sieht man hinüber zur Dreisam, wo ein mit Turbinen betriebenes Wasserkraftwerk besichtigt wird. Verwundert nehmen wir zur Kenntnis, daß der gerade mal knietiefe Fluß genügend Wasser führt, um 270 Kilowattstunden Strom zu produzieren. Im ehemaligen Gewerbegebiet „Im Grün“ werden die Gäste zum einzigen „politischen Wasserkraftwerk“ geführt. Ein knallrotes Rad leuchtet im restaurierten, mit roten Bundsandsteinquadern eingefaßten Gewerbekanal. Es handle sich um ein traditionelles, ein sogenanntes „Zuppinger Wasserrad“. Obwohl Wyhl-Aktivisten vor knapp 20 Jahren mit dem Bau begannen, um Alternativen zum Atomstrom erfahrbar zu machen, schaufelt es bis heute kein Wasser aus dem Kanal. Der Elan der Freiwilligen kommt nun den Gewerbe- und Wohnprojekten des angrenzenden Grether-Geländes zugute.

Zum absoluten Pflichtprogramm gehört das am Rande der Stadt liegende Heliotrop. Diesem drehbaren, zylinderförmigen Gebäude mit einem Sonnenkraftwerk, das fünf- bis sechsmal mehr Strom erzeugt, als im Haus selbst verbraucht wird, verdankt Freiburg seinen Ruf als Solarhauptstadt. Das Solarhaus verfügt zusätzlich über eine Pflanzenkläranlage, und die Solarmodulfläche wird zum Auffangen des Regenwassers benutzt. Bei der in Niedrigenergiebauweise erstellten 18eckigen Spiralkonstruktion wurde beim Innenausbau auf die herkömmliche Aufteilung völlig verzichtet und umlaufend aufsteigende Räume gestaltet.

Nur ein kleiner Umweg ist vonnöten, um ein weiteres Bonbon der Solarforscher zu besichtigen: das energieautarke Solarhaus des Fraunhofer-Instituts. Wenn die jüngsten Projekte wie Solarsiedlung und Mobilitätszentrale verwirklicht seien, werde sich Freiburg auf jeden Fall wieder den Titel „Öko-Hauptstadt von Deutschland“ zurückholen, meint Jürgen Hartwick, Landschaftsplaner und Medienpädagoge, der die bildungshungrigen Gäste quer durch Freiburg führt.

Am Bahnhof angelangt, werden die Baupläne für die Mobilitätszentrale ausgepackt. Zwischen der Stadtbahnbrücke und der „blauen Brücke“ wird in Pfahlbauweise der städtische Luftraum bebaut, während der bahneigene Boden frei bleiben muß. Die Mobilitätszentrale umfasse ein bewachtes Fahrradparkhaus für 1.000 Drahtesel, das über Rampen von den Brücken zugänglich sein wird, eine Fahrradwerkstatt mit einem Acht- Stunden-Service für PendlerInnen sowie Büros, die Mobilitätsberatung durchführen werden, erfahren die staunenden ZuhörerInnen. Auch die Freiburger Autofahrgemeinschaft werde dann dort ihr Büro haben.

Verblüfft zeigen sich insbesondere ausländische Gruppen über das Konzept der Freiburger Autofahrgemeinschaft. Zur Car-Sharing-Gemeinschaft gehören über 500 Personen, die sich knapp 30 Autos teilen. Zukünftig sollen auch TouristInnen davon profitieren, die mit der Bahn anreisen und für Ausflüge gerne ein Auto hätten. Mechtild Maurer

Informationen und Buchungen bei: UmTours, Technologiezentrum, Wipperstraße 2, 79100 Freiburg, Tel./Fax: (0761) 404 233

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