Behinderten-WC unerreichbar

■ Freie Volksbühne: Innen Vorbild, außen total blockiert

Es geht um eine Kuriosität, um 60 Zentimeter und um ein Problem. Die Kuriosität: 1992 hat der Verein Freie Volksbühne in sein Haus in der Wilmersdorfer Schaperstraße eine behindertengerechte Toilette einbauen lassen. Die Kosten beliefen sich auf rund 40.000 Mark. Vergessen allerdings wurden 60 Zentimeter.

60 Zentimeter nämlich muß ein Rollstuhlfahrer überwinden, um in die Volksbühne reinzukommen. Da sind Stufen – für Rollstuhlfahrer unüberwindbar. Da ist eine Seitenrampe – die aber ist nur als Anlieferungsrampe genehmigt, Rollstuhlfahrer dürfen sie aus rechtlichen Gründen nicht benutzen. Diese Rampe nun, direkt neben dem offiziellen Eingang, hat kein Geländer, ist zu steil und, weil unter freiem Himmel, im Winter zu glitschig, zu gefährlich. Sprich: Rollstuhlfahrern ist es nicht möglich, ohne fremde Hilfe das Haus zu besuchen. Es sei denn, man verletzt die Vorschriften, indem man Rollstuhlfahrer mühsam und mit helfenden Händen „anliefert“.

Das kann nicht sein, sagte sich Rollstuhlfahrer Klaus Fischbach und schrieb ans Bezirksamt. Die Antwort: „Wir können die Volksbühne nicht baurechtlich anweisen, die gewünschten Einrichtungen anzulegen.“ Fischbach hatte nicht nur eine Rampe gefordert, sondern auch eine ebene Aufstellfläche im Theatersaal. Denn: „Es ist nicht zumutbar, längere Zeit schräg zu sitzen.“ Hier liegt das Problem. Geschäftsführer Bernd Szittnick: „Wir können innen kein Podest aufstellen, der Fluchtweg muß gewährleistet sein.“ Außen aber sei Lösung in Sicht. Die Rampe werde flacher angelegt, breiter gemacht, ein Geländer angebracht. Ein Problem weniger. Wenigstens. Jens Rübsam