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Die Luft soll brennen wie beim Uli in München

■ Wenn Jürgen Röber an die Zukunft denkt, wird er euphorisch. Doch für die erste Bundesligasaison hat der Trainer von Aufsteiger Hertha BSC nur ein Ziel: Durchkommen

Berlin (taz) – Irgendwo im Keller, mitten in Berlin. „Ich weiß nicht, ob Sie da arbeiten würden“, sagt Jürgen Röber und lächelt. Er sitzt da drin. Täglich. Tief unten im Olympiastadion. „Ein Loch ohne Fenster“ ist das. Da zieht er sich um. Nicht, daß ihm das etwas ausmachte. Der Trainer von Hertha BSC hat einen anderen Grund, wenn er in diesen Tagen auf das Loch zu sprechen kommt. Er will verdeutlichen, daß man mit dem Aufstieg in die Fußballbundesliga nicht am Ziel ist, sondern eben erst richtig anfängt.

Daß es in Berlin etwas werden könnte, hat Röber (43) schon behauptet, als sein Zweitligateam in der Springer-Presse noch als die „Deppen von Meppen“ firmierte – und ansonsten im Bewußtsein der Hauptstadt nicht existent war. „Feuer“ ist sein Lieblingswort, das hat er ins Team gebracht, mit seinem absoluten Willen zur Leistung und dem persönlichen Ehrgeiz, diese Leistung selbst vorzuleben.

So hat sich vieles bei Hertha BSC verändert. Die Ufa hat den Unternehmenszweig Hertha durchorganisiert. Inzwischen hat man einen Pressesprecher, die Zahl der Fanklubs (vorher 22) verdreifacht und in der (neuen) Geschäftsstelle arbeiten fast 20 Leute. Nichts Großartiges für Bundesliga-Verhältnisse. Aber: 75.000 wollen kommen am Sonntag zum Auftakt gegen Champions-League- Sieger Borussia Dortmund, „da sprengen wir“, sagt Röber, „schon den Bundesligarekord“. Gut, und auch nicht: Die neue Kundschaft hat Ansprüche.

„Daß wir international dabeisind. Sofort“, sagt Röber und winkt gleich ab. Es gibt da einen Plan. Er heißt: Drinbleiben, egal wie. Röber und Manager Dieter Hoeneß orientieren sich an 1860 Münchens kontinuierlicher Qualitätsverbesserung des Kaders nach jeder überstandenen Saison. Also: mit den Neuen Roy, Tchami, Rekdal durchkommen – einen einstelligen Tabellenplatz anpeilen und im vierten Jahr ... tatsächlich international spielen. „Das ist nicht hochtrabend, das kann nur unser Ziel sein“, sagt Röber.

Zwar hat letztlich die Ufa Hoeneß geholt, doch auch Röber hat früh „versucht, den Dieter hierherzubringen“. Zusammen sind sie ihrer Meinung nach ein prima Gespann. VfB-Präsident Mayer-Vorfelder sah das anders, doch er, sagt Röber, wisse, „was der Dieter in Stuttgart aufgebaut“ habe. Ähnliches nämlich „wie der Uli in München“.

Doch alles braucht seine Zeit. Daß sein Team diese Woche gegen den FC Bayern (0:1) und Paris St. Germain (0:1) sehr chancenlos war, hat den Trainer nachdenklich gestimmt, aber nicht überrascht. Der Norweger Rekdal soll das Spiel machen, ist aber nicht fit. Angreifer Roy bewegt sich schon ganz gut, doch auch der Kameruner Tchami „braucht noch 'ne Weile“ (Röber). Neben dem Manndecker Hendrik Herzog wirkte beim Opel-Cup selbst Bayern-Stürmer Jancker filigran. Nun, mit 26,5 Millionen Mark Etat gehört Hertha zu den vier letzten Bundesligateams, und so ist auch das Leistungsvermögen des Kaders einzuschätzen.

Eineinhalb Jahre ist Röber jetzt da und sieht mit Erstaunen, „wie diese Stadt hier wächst“. Der Verdacht liegt also nahe: Wie die Metropole, „so kann dieser Verein natürlich auch wachsen“. Röber breitet die Hände aus, um die Wachstumsmöglichkeiten anzuzeigen. „Berlin“, sagt er, und es klingt, als sei das ein magisches Wort, „hier brennt die Luft.“ Irgendwann soll auch seine Umkleidekabine renoviert werden. Peter Unfried

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