Kommentar: Medienkasperl
■ Borttscheller „Herr der Chaos Tage“
Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) ist nicht zu übertreffen. Vor einem Jahr wurden während der Chaos Tage in Bremen 204 junge Leute in den Knast gesteckt. Wer den Polizisten in die Hände fiel, wurde abgeführt. Randalierer waren eindeutig in der Minderzahl: Etwa zehn Verfahren gegen mutmaßliche Chaoten waren bei der Staatsanwaltschaft anhängig. Die meisten sind inzwischen eingestellt worden. Offenbar gab es gar kein Chaos.
Daß die ganze Aktion ein glatter Rechtsbruch war, bei dem elementare Grundrechte mit Füßen getreten wurden, interessierte den Innensenator nicht. Im Gegenteil. Er ließ sich mit platten Sprüchen für den „gelungenen Einsatz“feiern.
Der nächste Auftritt des Senators steht unmittelbar bevor: Mit stolzgeschwellter Brust wird er dieser Tage verkünden, daß das beherzte Eingreifen seiner Jungs im vergangengen Jahr, die Chaos Tage im diesem Jahr verhindert habe. Borttscheller ist darin geübt, Peinlichkeiten auszuschlachten. Erst kürzlich schwärmte er im Spiegel und bei „Talk im Turm“von seiner New-York-Reise. Mitgebracht hat der Senator nur Rezepte zur Verbrechensbekämpfung „auf die man auch hätte selbst kommen können“(Borttscheller 1996). Doch die Publicity sichert ihm den Job. In Zeiten der Großen Koaltion geht er mit billigem Populismus auf Stimmenfang. Dagegen sind elementare Grundrechte gar nichts. Kerstin Schneider
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