■ Nachschlag: The Lonely HusBand mit "Sit-Pop" in der Bar jeder Vernunft
Einen Sommer lang bot die Bar jeder Vernunft Comedy. Den krönenden Abschluß sollte eine veritable „Uraufführung“ bilden: das neue Programm des Berliner Männertrios Lonely HusBand. Nicht daß die Jungs etwa wirklich schlecht wären, unbegabt oder ganz und gar ideenlos. Versiert bearbeiten sie ihre Instrumente – Gitarren, Schlagzeug, Piano und Saxophone. Altbekannten Popweisen verpassen sie neue, albern blödelnde Texte. Doch wer Sketche spielt, in denen so nette Wortverwechslungen wie Gladiatoren statt Gladiolen und Bidet statt Budget für Lacher aus tiefstem Herzen sorgen sollen, der durfte als Kind weder Peter Frankenfeld noch „Ein Kessel Buntes“ sehen. Einige Kalauer aus „Sit-Pop“ („Sie sitzen, wir poppen“) sind so abgenudelt, daß man allenfalls den Mut bewundern kann, sie noch einmal auf die Bühne zu bringen.
Enrico Blondini bemüht sich, einen berlinernden Gropiusstädter (und „Eisdealer“) zu spielen. Aber Dialekt ist nicht per se komisch. Ferdinand A. Fachblatt ist die Rolle des gedankenverlorenen, leicht trotteligen Lehrmeisters und „Ton-Leiters“ zugeteilt. Wenig Spielmaterial, mit dem sich der Abend füllen ließe, wenn schon die vielbeschworenen roten Fäden fehlen. Dabei kennen die HusBands ihre Qualitäten: Wenn sie „My Generator“ auf dem Campingplatz besingen oder das Leben am „Prenzlauer Hill“ in „the wild, wild East“ in einen Country-Song verpacken – in solchen Momenten gehen Musikparodie und textlicher Nonsens bestens zusammen. Aber zu viele der Späße und Ideen (wie etwa das Schuhballett) sind leidlich alte Nummern, und gecoverte Parodien wirken im (schlechteren) Remake zwangsweise etwas schal. Im musikkabarettistischen Bermudadreieck zwischen Geschwister Pfister, dem Blonden Emil und Helge Schneider ist die Lonely HusBand auf Grund gelaufen. Axel Schock
Nächste Vorstellungen bis 31. August, Do.–So., jeweils 20.30 Uhr, Bar jeder Vernunft, Schaperstraße 24
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