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Sparen vergreist Kirche

■ Kirchenkids: Jugendarbeit ist Kernaufgabe der Kirche

Die evangelische Kirche wird aus ihrem jugendlichen Seitenschiff heraus heftig für den drastischen Kürzungskurs kritisiert. Die Kirche müsse sich nicht wundern, wenn sie angesichts herber Schnitte in ihre Kinder- und Jugendarbeit die Zukunft verspiele und vergreise, monierte die evangelische Jugend gestern.

Wie berichtet, bereitet die Leitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg einen zweiten Sparetat für das Jahr 1999 vor. Sie rechtfertigt dies mit fragwürdigen Prognosen über die Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen. Nach den Kahlschlägen im laufenden Doppelhaushalt trifft es dabei erneut schwerpunktmäßig den christlichen Nachwuchs. Die landeskirchliche Jugendarbeit war bereits für 1997/98 mit einem 60prozentigen Personalabbau belegt worden. 1999 soll der Etat noch einmal halbiert werden. Für Landesjugendcamps, für die sogenannten Rüstzeiten, Pilgertouren und die Arbeit mit gefährdeten Kids stehen dann genausowenig Mittel zur Verfügung wie für den kirchlichen Rechnungshof.

„Die Kürzungen enthalten eine falsche Prioritätensetzung“, sagte Landesjugendpfarrer Bertram Althausen der taz. „Die kleine Kirche der Zukunft“, spielte er auf den angekündigten Rückzug zu den Kernbereichen an, „muß wissen, wo sie das Evangelium leben will.“ Dies könne nicht in der Verwaltung geschehen. Althausen münzte diesen Vorwurf auf die 67 Millionen Mark teure Totalrenovierung für eine neues Konsistorium in der Georgenkirchstraße. Um dies zu finanzieren, veräußert die Kirche Vermögen. Die Kirchenkritiker fordern, die dabei erwirtschafteten Mittel zur Rettung von gelebter Kirche einzusetzen.

Über die finanzielle Zukunft der Kirche steht zudem heute eine Tarifverhandlung an. Die Kirche hatte im Mai einen Beschäftigungspakt der Gewerkschaften ÖTV, DAG, GEW und GKD abgelehnt und statt dessen die Tarifvereinbarungen über Urlaubs- und Weihnachtsgeld gekündigt. cif

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