■ Wegezoll und Chemieklos: Ärger vor dem Bremer Sommer
Der Bremer Sommer lockt auch in diesem Jahr wieder mit vielen Attraktionen auf den Marktplatz und in die Obernstraße: Wettsaufen von BesucherInnen mit dem Personal am Mexikostand oder Pfirsichbier unter einem Mini-Atomium aus Belgien. Und die „Fidelen Österreicher“singen dazu. Wenn dann das Pipi drückt, wird's chemisch: Wie im letzten Jahr bekamen die Veranstalter vom Stadtamt keine Genehmigung für ein Klo mit Wasserspülung. Die Behörde hatte offensichtlich Angst vor den mächtigen Anliegern Handelskammer und Sparkasse, die damals mit einer einstweiligen Verfügung drohten. Darum setzen sich die BesucherInnen jetzt in schöne bunte Toilettenkasten mit dem Namen „Dixie“. Der kümmert sich dann chemisch um die Hinter(n)lassenschaften. Ist sowieso besser: Wasserklos stinken und verbrauchen viel Wasser.
Auch die 62 Aussteller müssen sich in diesem Jahr an etwas Neues gewöhnen: Zum erstenmal zahlen sie für das Befahren des Marktplatzes nach 11 Uhr morgens 70 Mark. Das liegt daran, daß das Stadtamt und das Amt für Straßen und Verkehr sich getrennt haben. Nicht, daß sie sich nicht mögen. Nein, einfacher sollte es werden. Das Bauressort wollte das Amt für Verkehr und Straßen ganz für sich allein. Darum beackern jetzt zwei Behörden denselben Grund. Die Beamten finden das eigentlich nicht sinnvoll. Aber da Beamte nicht streiken, sondern nur „raten“können, ist es wie mit den Worten von guten Freunden: Man schießt sie in den Wind.
Das Stadtamt kassiert 30 Mark Verwaltungsgebühr von den Ausstellern, weil diese den Marktplatz befahren. Dafür braucht man eine Sondergenehmigung, denn das verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung. 40 Mark müssen für die Be- und Abnutzung der Fußgängerzone berappt werden. Die bekommt das Amt für Straßen und Verkehr.
Vergangenes Jahr waren beide Behörden noch in einer Hand, da gab es eine Pauschalgenehmigung für das Auf- und Abbauen, Auf- und Abladen und das Be- und Überfahren der Fußgängerzone. Bezahlt wurde sie von den Veranstaltern des Bremer Sommers (Großmarkt GmbH und Einzelhandelsverband in Zusammenarbeit mit Bremer Jugendring, Sportgarten e.V. und Jaro Medien), die diese Summe auf die Aussteller umlegten. Aber jetzt wird alles doppelt gründlich doppelt bearbeitet. Der Innenbehörde sind die Sorgen der Veranstalter bisher nicht bekannt. Auch die Gebührenerhebung für den Bremer Sommer kennen sie als oberster Dienstherr nicht. Kerstin Kegel
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