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Bei den Hochwassergeschädigten am Rhein ist jetzt Selbsthilfe angesagt

Nach dem letzten Rhein- Hochwasser im Januar 1995 – bei dem allein in Köln der geschätzte Schaden 70 Millionen Mark betrug – richteten die Kölner Tageszeitungen zusammen mit der Stadtverwaltung das Spendenkonto „Hochwasserhilfe“ ein. Rund 2,1 Millionen Mark kamen zusammen, das Land Nordrhein-Westfalen machte noch mal 6,8 Millionen Mark locker. Das Geld war für „bedürftige“ Privathaushalte bestimmt. Vom Nettoeinkommen hing ab, ob jemand Hilfe bekam. So durfte ein Single nicht mehr als 3.000 Mark verdienen, eine dreiköpfige Familie nicht mehr als 5.700 Mark.

Wer Geld wollte, mußte Anträge ausfüllen, Kostenvoranschläge und Quittungen vorlegen und dann hoffen, daß das Geld zügig bewilligt wurde.

Die 8,9 Millionen Mark wurden auf insgesamt 800 Haushalte verteilt. Die letzten bekamen die Hilfe im April 1996, über ein Jahr nach dem Hochwasser. Die vielen Wirte und Hoteliers bekamen als Gewerbetreibende nichts von den Spenden. Für sie gab es zinslose Darlehen der Bundesregierung. Sie gründeten eine Interessengemeinschaft Altstadt, um sich selbst besser zu helfen, und das Wirrwarr der Anträge zu entflechten.

Im letzten Jahr haben sie den „Verein zur Vermeidung von Rhein-Hochwasserschäden“ ins Leben gerufen sowie die „Kölner Hochwasserschutzmesse“ organisiert. Firmen präsentierten Produkte zum Hochwasserschutz: Mobile Schutzwände, Türdichtungen aber auch Sandsäcke. 7.000 Besucher kamen.

Im Oktober findet die zweite Messe statt. Dieses Mal werden mehr Firmen und Besucher erwartet und auch mehr Einnahmen. Den Erlös behält der Verein. Wenn schon die Stadt nicht hilft, wollen die Mitglieder ihren Plan selbst umsetzen: 350.000 Sandsäcke sollen am Rheinufer aufgetürmt werden, um künftig gegen weitere Flutwellen gewappnet zu sein. Geschätzte Kosten der Aktion „Wasserdicht“: eine Million Mark. Mittlerweile weiß der Verein, wie man zu Geld kommt: Seit kurzem unterstützen zwei große private Sponsoren die Aktion.Nicol Ljubic

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