: Ein kleines Gärtner-Einmaleins
Cannabispflanzen im Freien statt in der Wohnung großzuziehen, ist ökologisch sinnvoll. Doch die Pflanzenpflege im Freien hat ihre Tücken, und vor der Ernte ist einiges zu beachten ■ Von Toto Weißenfels
Die Freiluftsaison neigt sich dem Ende zu, mit Spannung wird das große Finale erwartet: Wenn das botanische Einmaleins richtig befolgt wurde, sollten die weiblichen Cannabispflanzen um Mitte August herum zu blühen beginnen. Sechs bis zehn Wochen später müssen die Pflanzen runter vom Acker – um gänzlich in Rauch und Asche aufgelöst zu werden...
Unter freien Himmel Marihuana zu züchten, ist ökologisch sinnvoll, weil kein Strom für Kunstlicht verschwendet wird. Und wer draußen pflanzt, spart nicht nur Energie: Das Outdoor-Gras ist in der Regel nicht so stark wie das im stillen Kämmerlein mit High-Tech- Lampen und viel Chemodünger hochgezogene Cannabis – aber dafür schmecke es besser, sagen viele, weil es würziger sei.
Zur Erinnerung: Wer in der Natur pflanzen möchte, muß die Marihuanasamen im Frühjahr ausgesät haben. Allerdings nicht zu früh: erst dann, wenn es keinen Bodenfrost mehr gibt und spätestens nach den Eisheiligen Ende Mai. Bei der Aussaat der Hanfsamen (alternativ können auch zu Hause gezogene Stecklinge ausgesetzt werden) gilt es nicht nur, ein verschwiegenes Plätzchen zu suchen, sondern auch auf die Bodenbeschaffenheit zu achten: Der Boden muß genügend feucht sein, zum Beispiel dort, wo Schilf und Brennesseln wachsen – ideal ist Torf als Untergrund.
Ist der Boden von Unkraut befreit, sollte pro Quadratmeter nicht mehr als eine Pflanze stehen, damit sie ausreichend Platz zum Wachsen hat. Dann geht es an die Sisyphusarbeit der regelmäßigen Pflege: nach Schädlingsbefall gucken, die Pflanzen beschneiden und abstützen.
Für all diejenigen, die dieses Jahr rechtzeitig am Start waren, einige Tips für den Endspurt im – hoffentlich – „heißen“ Herbst:
1. Gut Düngen
In der Blühphase sollte noch mal kräftig nachgedüngt werden, damit die buds schön fett werden – selbstverständlich nur mit natürlichen Düngemitteln wie Guano, Kuhmist oder Brennesseljauche. Vor Pilzbefall kann man sich mit Schachtelhalm schützen, während Kalk sauren Boden weicher macht.
2. Männchen tilgen
Auch jetzt noch nach männlichen Pflanzen Ausschau halten, die bisher übersehen worden sind. Sie müssen kurz und schmerzlos ausgerupft werden, bevor sie die blütentragenden Weibchen bestäuben. Die Männchen erkennt man an den kleinen Gnubbeln, die meistens an den Abzweigungen vom Stamm wachsen. Ist man sicher, daß keine Männchen mehr da sind, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen – nur das Wetter kann noch einen Strich durch die Rechnung machen.
3. Obacht vor Schimmel
Wenn im Herbst das Klima kühler und feuchter wird, kann es sein, daß der Morgentau am Tage nicht mehr vollständig verdampft – und dann bilden sich in den dichten Blüten schnell Schimmelsporen. Dann hilft nur noch eins: Die von Schimmel befallenen Blüten müssen feinsäuberlich rausgeschnitten werden, bevor sich der Pilz weiter ausbreitet.
4. Rechtzeitig ernten
Die Weibchen dürfen nicht zu lange blühen. Wer zu lange wartet, dem kann es auch passieren, daß Bodenfrost den Pflanzen den Garaus macht. Als Faustregel gilt: Wenn sich die feinen, hellen Härchen in den Blüten zu zwei Dritteln (bis drei Vierteln) orange-braun gefärbt haben, ist der optimale Erntezeitpunkt erreicht.
5. Luftig trocknen
Hat man die Tarnsportfrage geklärt und die kostbare Ernte schadlos an einen sicheren Ort gebracht, muß das Marihuana zum Trocknen aufgehängt werden – ein Dachboden bietet sich hierfür an. Denn die Pflanzen müssen vier bis sechs Wochen an einem dunklen, nicht zu heißen Platz gelagert werden. Besonders wichtig ist, daß sie luftig hängen, damit sie nicht zu schimmeln anfangen. Nach dem Trocknen kann man die Pflanzen noch Fermentieren. Wer aber keine Geduld mehr hat, kann die Blüten auch gleich atomisieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen