Eher Frust als Freiheit im öffentlichen Raum

■ Auf dem Stadtforum forderten Jugendliche eine stärkere politische Beteiligung

Freiheitstraum oder Frustraum? Unter diesem Slogan stand gestern die 64. Sitzung des Stadtforums im ehemaligen Staatsratsgebäude, das sich zum erstenmal nur der Jugend und ihrem Verhältnis zum öffentlichen Raum widmete. Für die Jugendlichen, die auf dem Podium saßen, dominierte jedoch eher der Frust als die Freiheit, als sie über „ihre“ Stadt sprachen, die sie nicht als die Ihrige empfanden, weil sie von Erwachsenen geplant und dominiert wird.

Lisa Alberding stellte bei einem Mädchen-Workshop für Stadtentwicklung in Schöneberg fest, daß es in Schöneberg zuwenig Grünflächen und nächtliche Beleuchtung gebe. Bei dem Streifzug durch ihren Bezirk sei ihr aufgefallen, daß viel häufiger Jungen als Mädchen die Straße, Sportplätze, Radwege und überhaupt den öffentlichen Raum dominierten. Die Schülerin sucht jetzt nach Strategien, mehr Mädchen auf die Straße zu bringen. „Das könnten zum Beispiel Feste oder Konzerte auf dem Winterfeldtplatz sein.“

Einer 16jährigen aus Marzahn ging es bei der Debatte nicht so sehr um geschlechtsspezifische Aspekte, sondern eher darum, daß zwischen den Plattenbausiedlungen überhaupt kein Raum für Kids, egal ob Mädchen oder Jungs, geschaffen worden sei. Es gebe zwar zehn kommunale Jugendklubs, aber kein einziges Freibad, nur ein Kino, kaum Diskos. „Wir treffen uns in den Wohnhöfen. Klar, das wir da nicht leise sein können“, erzählt Nadine Jelen über den ständigen Zoff mit den Anwohnern.

Die Schulsprecherin der Sophie-Scholl-Gesamtschule, Irene Poczka, plädierte dafür, daß Jugendliche aus unterschiedlichen Kiezen zusammenkommen müßten, um der „Verinselung“ und „Isolation“ entgegenzutreten: „Wann trifft man in Schöneberg schon mal einen Jugendlichen aus Hellerdorf?“

Doch, und da waren sich die Jugendlichen – etwa 100 waren erschienen – einig, was nützen die schönsten Vorstellungen und Entwürfe für eine jugendgerechtere Stadt, wenn die verantwortlichen PolitikerInnen sie bestenfalls wahrnehmen, aber nicht umsetzten? Deshalb dominierte in der anschließenden Diskussion nicht so sehr die konkrete Stadtplanung, sondern eher die Forderung nach politischer Mitbestimmung in Gremien und Institutionen. Denn, so hat Irene Poczka in ihrer Schule erfahren, viele SchülerInnen engagierten sich nicht mehr, weil „man dann genauso gut mit einer Wand reden kann“. Sie appellierte dennoch an die Jugendlichen, sich, wenn es möglich ist, an politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen oder diese einzufordern. Julia Naumann