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Topographie des Terrors bald obdachlos

■ Etwa ab Oktober kann das provisorische Zelt der Dokumentation nicht mehr benutzt werden. Parlamentspräsident Haase (CDU) hält Einzug in den Preußischen Landtag für technisch nicht möglich

Zum Winteranfang wird die „Topographie des Terrors“ obdachlos. Es sei denn, das Abgeordnetenhaus findet eine Möglichkeit, die Ausstellung im Preußischen Landtag zu zeigen. Bislang jedoch scheitert die nachbarschaftliche Hilfe an technischen Bedenken von Präsident Herwig Haase (CDU).

Der wissenschaftliche Direktor der „Topographie des Terrors“, Reinhard Rührup, hatte Herwig Haase noch vor der Sommerpause in einem Brief gefragt, ob die Dokumentation vorübergehend in den Preußischen Landtag einziehen könne. Für die Zeit der Bauarbeiten am Neubau der „Topographie“ könnte die Ausstellung so an ihrem historischen Ort bleiben und müßte lediglich die Straßenseite wechseln. „Nach den Ferien bekam ich eine Antwort von Herwig Haase. Er würde gern etwas für die „Topographie“ tun, aber es gebe keine ausreichenden Räumlichkeiten“, so Rührup. Allenfalls die Eingangshalle komme in Frage, aber diese sei schon belegt.

Bleibt es bei der Entscheidung des Präsidenten, dann kann die Dokumentation über die nationalsozialistische Terrorzentrale auf dem Gelände des Gestapo-Hauptquartiers im Winter nicht gezeigt werden. Dort entsteht derzeit der Neubau der „Topographie des Terrors“, der im Sommer 1999 übergeben werden soll; ein Eröffnungstermin indes steht noch nicht fest. Für die Bauzeit mußte die Ausstellung bereits aus ihrem zehnjährigen Provisorium ausziehen. Sie wandert jetzt in ein Zelt, das im Winter praktisch nicht beheizbar ist. „Ende des Monats werden wir das Zelt eröffnen und zwei bis drei Monate nutzen“, sagt Rührup. Auch im kommenden Jahr könnte nur von April bis Oktober „Topographie“-Saison sein. „Wir würden uns freuen, wenn wir doch noch ins Abgeordnetenhaus einziehen könnten“, sagt Rührup.

Unterstützung bekommt er von den Fraktionen des Abgeordnetenhauses. Die kulturpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Alice Ströver, hat vorgeschlagen, eine verkleinerte Version der Dokumentation im Festsaal des Preußischen Landtags unterzubringen. Auch der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Volker Liepelt, gibt in der B.Z. zu bedenken: „Ein Zelt ist nicht der angemessene Ort für die Ausstellung.“ Und Peter Stadtmüller, Sprecher der SPD-Fraktion, bezweifelt zwar, daß „das Abgeordnetenhaus der geeignete Ort ist“. Aber es wäre „schon gut gewesen, wenn Herwig Haase mit uns darüber gesprochen hätte“. Direkt nach dem Ende der parlamentarischen Sommerpause wollen die Bündnisgrünen die Angelegenheit in den Gremien des Abgeordnetenhauses beraten. Barbara Junge

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