: Flugplatz als gute Adresse
■ „Airport-Gewerbezentrum“fast voll / Gebiet Ochtum wird aufgewertet
Modern, mobil und technologieorientiert: In der Nähe eines Flughafens zu residieren, finden viele Firmen schick. Damit sich mehr Unternehmen im Glanz des „Airport Bremen“sonnen können, adeln die Wirtschaftsförderer jetzt auch das Gewerbegebiet Ochtum um die Richard-Dunkel-Straße zur „Airport-Stadt-West“.
Denn die 23,6 Hektar des ursprünglichen Airport-Gewerbezentrums am Flughafendamm, inzwischen „Airport-Stadt Mitte“genannt, sind zu 95 Prozent verkauft oder reserviert. Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) präsentierte gestern eine Erfolgsgeschichte. „Wir sind noch bei der Erschließung und haben die Vermarktung praktisch abgeschlossen“.
90 Millionen Mark zahlte die Stadt, um die diversen Munitionsfunde zu entsorgen, 23.000 Tonnen verdreckten Bodens auszutauschen, ansässige Schrotthändler und Kleingärtner umzusiedeln, neue Straßen (2,8 Kilometer) und Kanäle (5,6 Kilometer) zu bauen. „30 Millionen Mark weniger als ursprünglich veranschlagt“, sagt Dieter Russ, Geschäftsführer der zuständigen Entwicklungsgesellschaft und auch Chef im Bremer Innovations- und Technologiezentrum BITZ an der Universität, dem Bremer Durchlauferhitzer für junge Technologiefirmen.
120 Mark pro Quadratmeter Gewerbegrundstück verlangt Bremen jetzt im Schnitt. Das sind vierzig Mark mehr als auf der grünen Wiese in Achim. Aber sowohl erweiternde Bremer Firmen als auch auswärtige Unternehmen wollen gerne zum Flughafen. Dabei hängen nur der Luftfracht-Bereich (17 Prozent Zuwachs im ersten Halbjahr 1997) der Flughafen GmbH und das Briefverteilzentrum der Post direkt an der Rollbahn.
200 Millionen Mark wollen Private im Gewerbezentrum Airport investieren. Dreizehn Firmen haben schon Grundstücke gekauft. Flaggschiffe sind die Fly Line (das Call-Center der British Airways), die Zedach (Zentralgenossenschaft des Dachdeckerhandwerks) und die Elekrotechnik Hauer. Zwei kleinere Technologiefirmen ziehen aus dem BITZ zum Flughafen, hinzu kommen eine Werbeagentur, Software- und Logistikfirmen und eine Unternehmensberatung. Die Hamburger Investorenfirma Europa-Haus und die Bremer Baufirma Riggers werden Bürohäuser hochziehen.
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) selbst plant ein Telematik-Zentrum, das Dienstleistungen für Call-Center-Betreiber anbieten soll. Auf diese Firmen, die professionell Telefon-Dienste anbieten, schielt die WfG besonders. Denn das schafft Jobs. Allein die Fly Line will 500 Menschen beschäftigen. Insgesamt hofft WfG-Chef Harald Matys auf 5.000 Arbeitsplätze in dem Gebiet, das Matys notfalls ins angrenzende Kleingartengelände vergrößern will.
Im Zentrum der „Airport-Städte“, zu denen neben dem Gewerbegebiet Ochtum auch das Gelände des Großmarktes (der in den Überseehafen verlagert werden soll), die Dasa und sogar das Wertkauf-Gelände jenseits der B 75 gehören sollen, liegt das Terminal. 430 Millionen Mark will die landeseigene Flughafen GmbH nach Angaben ihres Chefs Manfred Ernst bis zum Jahr 2000 investieren, 250 Millionen seien schon verbaut, unter anderem in zwei neue Parkhäuser.
Die Anziehung des Flughafens soll auch auf das verlotterte Gewerbegebiet Ochtum ausgedehnt werden. Gemeinsam mit den Anliegern soll die Bebauung verdichtet werden. Die Stadt hat schon einige Grundstücke erworben. Zuerst will man die holperigen Straßen erneuern und die Solinger Straße zur Duckwitzstraße verlängern. „Solange das hier so aussieht, haben die Firmen keine Lust zu investieren“, sagt Dieter Russ. Wenn später die Autobahn 281 durch das Gebiet führe, seien die Grundstücke dort sicher gefragt. jof
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