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10.000 neue Vollzeitjobs bei UPS

Nach 15 Tagen Streik einigen sich Paketzusteller UPS und die Gewerkschaft auf neuen Tarifvertrag  ■ Von H.-J.Tenhagen

Berlin (taz) – Der größte US- Arbeitskampf seit 25 Jahren ist Montag nacht mit der Einigung auf einen neuen Tarifvertrag für die 300.000 Beschäftigten des Paketdienstes UPS zu Ende gegangen. Nach fast 90stündigen Verhandlungen einigten sich der UPS-Vorstand und die Gewerkschaft International Brotherhood of Teamsters auf die Schaffung von 10.000 neuen Vollzeitstellen, einen Ausbau der Sozialleistungen und deutliche Lohnerhöhungen. Die Gewerkschaften akzeptierten eine auf fünf Jahre verlängerte Laufzeit des Tarifvertrages.

Teamsters-Chef Ron Carey nannte das Ergebnis gestern „einen Sieg nicht nur für die Teamsters, sondern für alle arbeitenden Menschen“. UPS-Chef James Kelly äußerte sich erleichtert über das Ende des Streiks: „Wir sind froh, daß unsere Arbeitnehmer bald zur Arbeit zurückkommen.“ Ein Unternehmenssprecher erklärte später allerdings, die beim Streik verlorene Kundschaft könnte bis zu 15.000 Jobs gefährden.

Der 15tägige Streik hatte das Frachtgeschäft von UPS weitgehend lahmgelegt. Der Paketdienst, der täglich über 1,4 Millionen Kunden bedient und 12 Millionen Pakete transportiert, konnte in den USA nur noch 10 Prozent seines Service aufrechterhalten. Die Firma schätzt den Einnahmeausfall während des Streiks auf etwa 650 Millionen Dollar (1,15 Milliarden Mark). Im vergangenen Jahr hatte UPS mit seinen 338.000 Angestellten weltweit 22,6 Milliarden Dollar Umsatz und 1,5 Milliarden Dollar Gewinn erwirtschaftet.

US-Präsident Bill Clinton hatte in den vergangenen Tagen den Druck auf die Gewerkschaften und die Firma erhöht, damit sie zu einer gütlichen Einigung kommen. Arbeitsministerin Alexis Hermann, die gegen den Willen der Gewerkschaften von Clinton ins Kabinett geholt worden war, war seit Donnerstag bei den Verhandlungen permanent präsent. Am Sonntag abend hatte Clinton ein Ende der Streiks prophezeit.

UPS hat seinen Beschäftigten neben der Umwandlung von Teilzeitstellen in 10.000 Full-time-Jobs eine Lohnerhöhung um 3,10 Dollar die Stunde für Vollzeitkräfte und 4,10 Dollar für Teilzeitkräfte über die fünfjährige Laufzeit des Vertrages zugesagt. Die Vollzeitkräfte kommen mit ihrem durchschnittlichen Stundenlohn von 19,95 Dollar den Konzern teurer als die Teilzeitbeschäftigten, die 11 Dollar erhalten. Bei den Sozialleistungen hat UPS erhöhte Zahlungen an die von den Gewerkschaftern gemanagten Pensionsfonds zugesagt. Die Teamsters sagten, künftig werde ein UPS-Angestellter nach 30 Jahren Firmenzugehörigkeit eine monatliche Rente von 3.000 Dollar ausbezahlt bekommen. Von den 302.000 US-Angestellten des Konzerns sind derzeit etwa 185.000 bei den Teamsters organisiert. Die Transportarbeitergewerkschaft gehört mit 1,4 Millionen zahlenden Mitgliedern und 400.000 Pensionären zu den größten Einzelgewerkschaften der Welt. Kommentar Seite 10

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