: Pestizidberatung macht dicht
■ Projekt an der Uni Oldenburg bekommt kein Geld mehr / Überlebenskonzept gescheitert
Nach sieben Jahren Arbeit muß die Pestizidberatung an der Universität Oldenburg dicht machen. Ende August werden die Büros der Verbraucherberatung geschlossen. Die Niedersächsische Umweltstiftung, die das Büro finanziert, hat kein Geld mehr. Weder die Universität noch die Bundesstiftung Umwelt können die Pestizidberatungsstelle finanziell retten.
„Das Wichtige in Oldenburg ist die Verzahnung von Beratung und Forschung“, sagt Olaf Hostrup, Pestizidberater in Oldenburg. Die Zusammenarbeit mit der Forschung sei notwendig, da so ein kontinuierliches Beobachten des Marktes garantiert sei. „Oft grenzt es an dedektivische Kleinarbeit, wenn man rauskriegen will, was zum Beispiel in einem Schädlingsbekämpfungsmittel an chemischen Stoffen drin ist“, meint der Biologe. Im landwirtschaftlichen Bereich sei die Anwendung von Chemikalien weitgehend geregelt, dagegen gebe es für die Produzenten von Chemikalien für den privaten Haushalt nur unzureichende Vorschriften. Die Vielfalt der Informationen sei unübersichtlich und widersprüchlich. Verbraucher waren verunsichert und fragten die Oldenburger Experten um Rat. Daraus entwickelte sich die Pestizidberatung. „Zuerst wollten die Menschen wissen, ob ein Holzschutzmittel oder ein Mittel gegen Küchenschaben unbedenklich ist“, sagt Hostrup. Dann kamen Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Die Beratungsstelle sollte herausfinden, ob Kopfschmerz, Husten oder Hautjucken Vergiftungserscheinungen sein könnten. Behörden, Institute und Bauträger wollten sich über unbedenkliche Baustoffe informieren. Später sei die Beratungsarbeit als Weiterbildung für Ärzte und Gesundheitsämter erweitert worden.
1990 war die Pestizidberatung aus dem Engagement der Arbeitsgruppe für Biochemie und Toxikologie an der Uni Oldenburg hervorgegangen. Die AG ist die „Patin“der Beratungsstelle. Mehrere tausend Anfragen hätten die Oldenburger in den sieben Jahren ihrer Tätigkeit aus dem ganzen deutschsprachigen Raum bearbeitet. „Eine vergleichbare Institution mit enger Bindung an die wissenschaftliche Forschung gibt es in Deutschland nicht“, meint Olaf Hostrup von der Pestizidberatung. Das Landesgesundheitsamt Niedersachsen überlegt, eine ähnliche Stelle einzurichten. schuh
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