Einer von zwei Rauchern stirbt an seiner Sucht

■ Unzählige Studien belegen seit langem: Rauchen verursacht Krebs

Alle Experten außerhalb der Zigarettenindustrie sind sich einig: Rauchen verursacht Lungenkrebs. Ganz abgesehen von den vielen anderen Krebsarten in Rachen, Kehle, Magen, Bauchspeicheldrüse, Blase und Gebärmutterhals, die Paffen auslösen kann – von Herzinfarkten, Schlaganfällen und schweren Schäden der Bronchien ganz zu schweigen.

Für 40 Prozent aller westeuropäischen männlichen Krebstoten kann als letztendliche Todesursache Rauchen angegeben werden, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Insgesamt sterben in Westeuropa jährlich 400.000 Männer und 100.000 Frauen infolge von Tabakkonsum.

Bereits 1964 geißelte ein offizieller Bericht der US-Regierung die Gesundheitsgefahr durch Rauchen. Besondere Aufmerksamkeit erzielte eine Studie britischer Ärzte, die im Oktober 1994 im Wissenschaftsmagazin British Medical Journal veröffentlicht wurde. 34.000 Männer waren in der Studie über 40 Jahre lang beobachtet worden. Demnach starb einer von zwei Rauchern an seiner Sucht. Berücksichtigt man allein die letzten 20 Jahre, so war die Todesrate bei Rauchern dreimal höher als bei gleichaltrigen Nichtrauchern. Die oben genannten Krankheiten und Todesursachen wurden in der Studie signifikant belegt.

Nur wenige Zusammenhänge zwischen Krebs und seiner Ursache sind so gut erforscht wie die Verbindung von Lungenkrebs und Tabakrauch. Hier gibt es nicht nur statistische Korrelationen, sondern auch Hinweise auf den Mechanismus: Vergangenes Jahr konnte der Mediziner Gerd Pfeiffer am City of Hope Krankenhaus in Los Angeles zeigen, daß es die Benzopyrene im Tabakrauch sind, die den Lungenkrebs auslösen. In Laborversuchen stellte er fest, daß die Benzopyrene ein Gen zerstören (p53), das die Tumorbildung normalerweise unterdrückt.

Jedes Jahr sterben in den USA 151.000 Menschen an Krebs – 117.000 an Lungenkrebs –, weil sie geraucht haben , ermittelte das amerikanischen Zentrum für Gesundheitsvorsorge. Männliche Raucher sterben demnach 22mal eher an Lungenkrebs als Nichtraucher, Frauen zwölfmal eher.

Die jüngste Studie über den Zusammenhang zwischen Krebs und Zigarettenkonsum haben Forscher von der Universität Pittsburgh erstellt. Sie diagnostizierten bei Rauchern an den Lungenbläschen nicht heilende Schäden, durch die die Produktion von Krebszellen erleichtert wird. Wer 12 bis 25 Jahre lang raucht, hat auch noch Jahrzehnte nach dem Aufhören ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Matthias Urbach