Pflanzen direkt in den Tank wäre sinnvoller

■ Biodiesel aus Raps ist umweltschädigender als angenommen

Berlin (taz) – Immer mehr Taxen und Busse fahren mit Biodiesel. Schon 700 Tankstellen bieten den Sprit aus Rapsöl – und geben Autofahrern das Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun. Doch sie liegen falsch, wie ein neues Gutachten des ifeu-Instituts zeigt, das der taz vorliegt. Zwar sind die Abgaswerte mit Biodiesel etwas besser, doch der Intensivanbau des Rapses macht die meisten Umweltvorteile im Auto wieder zunichte. Am Ende sei Biodiesel nur noch der Versuch, „dem Autofahren ein grünes Mäntelchen überzuhängen“, resümiert Jürgen Landgrebe vom Umweltbundesamt (UBA), das das Gutachten in Auftrag gab.

Zwar quillen aus dem Auspuff der Biodiesel-Autos mit dem Gestank nach Frittenbude keine Schwefeloxide mehr, und sie stoßen auch ein Fünftel weniger Kohlenwasserstoffe aus, dafür nimmt die Menge des krebsverdächtigen Formaldehyds und der Stickoxide jeweils um zehn Prozent zu. Rußpartikel werden zwar um die Hälfte weniger ausgeblasen, doch auch das muß nichts über die Gefährlichkeit aussagen, wie die ifeu- Gutachter betonen. So haben schwedische Studien ergeben, daß der Ruß von Biodiesel gefährlicher ist als der von fossilem Diesel.

Bezieht man den Produktionsprozeß inklusive Anbau, Ernte, Raffinerie und Transport mit ein, löst sich auch der Vorteil des fehlenden Schwefels in Luft auf: Durch den Anbau wird in großen Mengen Ammoniak frei. So versauern Waldböden per saldo stärker als durch das Schwefeldioxid aus dem Diesel-Auspuff.

Der Raps für den Biodiesel wird vorzugsweise auf Flächen angebaut, die sich für den Nahrungsmittelanbau nicht eignen. Auf den Feldern wird stark gedüngt und gespritzt. Durch das Düngen und Stoffwechselprozesse im Boden entsteht Lachgas, das die schützende Ozonschicht in der Stratosphäre angreift. Schließlich verbreitet sich überschüssiger Dünger in Wald und Wiesen, wo er die Artenvielfalt gefährdet. Außerdem wird er in Flüsse und Meere gespült, wo er das schädliche Algenwuchern schürt.

Zwar schont Biodiesel die Rohölressourcen, verbraucht aber besonders viele mineralische Rohstoffe. Am Ende bleibt ein Plus für Biodiesel: Der Ausstoß von Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid, geht zurück. Aber um welchen Preis? „Jedes Kilo Kohlendioxid, das man spart, muß man teuer bezahlen“, kritisiert Landgrebe. Der Liter Biosprit ist fast viermal so teuer wie Diesel. Mit 1,60 Mark muß jeder Liter des Rapsprodukts subventioniert werden, um konkurrenzfähig zu sein. Würde man statt Biodiesel herzustellen, Pflanzen direkt verheizen, käme dieselbe CO2-Ersparnis mehr als zehnmal billiger. Matthias Urbach