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Friedenshoffnung für Burundi erlischt

■ Verhandlungen in Tansania nach drei Stunden abgesagt

Berlin (taz) – Fast ein halbes Jahr lang hatte die Vorbereitung gewährt. Aber am Montag nachmittag dauerte es nur dreieinhalb Stunden, bis die Eröffnung der ersten Friedensgespräche zwischen Burundis Tutsi-dominierter Militärregierung und der Hutu-Guerilla CNDD in Tansania wieder abgesagt werden mußte. Der Grund: Boykott der Regierungsseite.

Vergeblich wartete Vermittler Julius Nyerere, geachteter Expräsident von Tansania, zusammen mit Diplomaten, Exilburundern und Guerillavertretern im tansanischen Arusha auf die Ankunft der Delegationen aus Burundi. Die burundische Regierung erschien nicht, und das Flugzeug, das Vertreter anderer politischer Gruppen aus Burundis Hauptstadt Bujumbura abholen sollte, erhielt dort keine Landeerlaubnis. Der Versuch, auf dem Verhandlungsweg den Krieg in Burundi zu beenden, ist damit vorerst gescheitert.

Der Krieg zwischen Hutu-Rebellenbewegungen und Tutsi-dominiertem Militär in Burundi hat seit 1993 200.000 Tote gefordert. Im Juli 1996 hatte das Militär per Putsch den früheren Präsidenten Pierre Buyoya wieder an die Macht gehievt. Buyoya beteuert zwar, Frieden herbeiführen zu wollen, aber der Krieg geht unvermindert weiter. Daran haben auch die im März begonnenen Vorgespräche zwischen Regierung und Guerilla nichts geändert.

Das liegt vor allem an wachsenden Spannungen zwischen Burundi und Tansania. Burundis Regierung beschuldigt Tansania, der Guerilla Unterschlupf unter den 300.000 burundischen Flüchtlingen in Tansania zu gewähren. Es bezweifelt dazu die Neutralität des tansanischen Vermittlers Nyerere. Dieser sprach sich erst vor einer Woche erneut für eine Beibehaltung des 1996 verhängten ostafrikanischen Wirtschaftsembargos gegen Burundi aus. Beide Länder werfen sich gegenseitig Truppenkonzentrationen an der gemeinsamen Grenze vor, und am Wochenende tönte der tansanische Staatsrundfunk, man sei zum Kampf bereit. Am Freitag warf Burundis Regierung Tansania „unüberlegte und gewalttätige Erklärungen“ vor und forderte, aufgrund der „extremen Spannung“ den Beginn der Friedensgespräche in Arusha auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

Diese Position bekräftigte nach dem Abbruch der Gespräche auch Burundis Präsident Pierre Buyoya (siehe Interview). Vermittler Nyerere wies die burundischen Bedingungen auf einer Pressekonferenz am Montag abend jedoch zurück. D.J.

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