: Abgasfreier Fahrkomfort
Elektromobile sind für Großstädter alltagstauglich und günstig zu unterhalten. Fahrzeug-Palette ist auf der hansemobil zu sehen ■ Von Achim Fischer
Thomic Ruschmeyers Auto ist in seinem Bekanntenkreis heiß begehrt. „Darf ich auch mal“, bitten viele um eine Probefahrt. Und er weiß schon, was dann kommt. „Die meisten brechen erstmal fast den Zündschlüssel ab.“Denn wer den Motor seines E-Mobils anläßt, bekommt nichts zu hören. Und niemand bekommt etwas zu riechen.
Die Strom-Autos sind vor allem für Großstädter längst alltagstauglich. Und sie sind sogar billiger als ein normales Auto zu betreiben. Mehrere Modelle sind noch bis zum kommenden Wochenende auf der Hamburger Messe „Du und Deine Welt“ausgestellt. Die komplette Bandbreite der Fahrzeuge vom Motorrad bis zum Kleintransporter ist dann ab Donnerstag auf der hansemobil zu sehen.
Mittlerweile bauen auch traditionelle Autohersteller wie Citroen oder VW Elektro-Ausgaben ihrer Klein- und Mittelklasse-Wagen. Sie bieten den gewohnten Komfort üblicher Serien-Modelle. Aber: Sie sind sehr schwer. 1,5 Tonnen wiegt der Golf CityStromer, 1,1 Tonnen der kleine Citroen Saxo Electrique. Sie verbrauchen 15 bis 20 Kilowattstunden (kWh) Strom auf 100 Kilometer. Die Schadstoffbilanz dieser Autos fällt unter Umständen nicht viel besser aus als die der üblichen Benzin-Kutschen. Denn auch wenn E-Mobile bei ihrer Fahrt keine Abgase ausstoßen: Bei der Produktion des Stromes können Schadstoffe anfallen – wenn die Energie aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken kommt.
Weitaus besser ist die Energiebilanz leichter Mini-Autos, die speziell für den Elektro-Antrieb konzipiert worden sind. Sie bieten in der Regel Platz für zwei Personen und wiegen zwischen 510 und 830 Kilogramm. Verbrauch: 10 bis 15 kWh, bei immer noch üppigem Komfort auf vier Rädern, mit Doppelscheinwerfern und „richtigen“Türen. Extrem sparsam wird es dann bei den Puristen: Die Einsitzer City El und Twike kommen auf drei schmalen Rädern daher und bieten wenig mehr als eine Haube über dem Kopf. Dafür wiegen sie nur noch 290 bzw. 245 Kilogramm (inklusive Batterien) und brauchen zwischen fünf und acht kWh auf 100 Kilometer.
Praktisch ideal wird die Schadstoffbilanz jedes E-Mobils, wenn die Fahrerin Strom aus Sonnen-, Wind- oder Wasserkraftwerken tankt. Im Sprachgebrauch der Elektro-Fahrer wird das E-Mobil dann zum Solarmobil, auch wenn der Strom nicht unbedingt aus Solarzellen kommen muß.
Elektroautos sind in der Anschaffung teurer, im Betrieb aber wesentlich billiger als herkömmliche Benzinkutschen. Zweisitzer kosten 30.000 bis 40.000 Mark, Blechautos mit E-Motor noch mehr, nur der City El ist mit 12.000 Mark wesentlich günstiger. „Aber wenn man fährt, geht das Sparen erst richtig los“, verspricht Thomic Ruschmeyer, Vorstand des Bundesverbandes Solarmobil (bsm).
Kfz-Steuer: Die ersten fünf Jahre keinen Pfennig, danach elf Mark pro Jahr und angefangenen 200 Kilogramm. Versicherung: Je nach Gewicht 200 bis 400 Mark im Jahr. Energiekosten: Bei einem Verbrauch von 10 kWh auf 100 Kilometer drei Mark, wenn der Strom aus dem öffentlichen Netz kommt, bei eigenem Windstrom wären es nur 1,70 Mark auf 100 Kilometer, bei teurem Solarstrom dagegen zwanzig Mark. Selbst mit der teuren Solarenergie aber, so hat der bsm berechnet, sind sparsame E-Mobile günstiger zu betreiben als ein benzingetriebener Golf. Größter Nachteil der E-Mobile ist die Reichweite, in der Regel 50 bis 80 Kilometer. „Aber in der Stadt fährt man ja selten mehr als 50 Kilometer“, entgegnet Ruschmeyer.
Schätzungsweise 5000 Elektro-FahrerInnen gibt es in Deutschland. Die meisten sind mit ihren Autos zufrieden. Bestes Indiz: Nach einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin würden sich zwei Drittel der BesitzerInnen wieder ein Strom-Auto kaufen.
hansemobil 97
Donnerstag, 4. September, Eintreffen der Teilnehmer bis 17.30 Uhr im Innenhof der Wirtschaftsbehörde (Alter Steinweg), ab 19 Uhr Autokorso durch die Hamburger Innenstadt.
Freitag: 10 Uhr Rallye-Start auf dem Rathausmarkt, 20 Uhr Ziel: Wirtschaftsbehörde.
Samstag: 9 Uhr Start auf dem Rathausmarkt, 11 Uhr Alltagsturnier vor dem HEW-Kundenzentrum Altona, Große Bergstraße, 13.45 Verkehrsübungsplatz Großmannstraße (Rothenburgsort), 17 Uhr Siegerehrung auf dem Rathausmarkt.
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