: Armee gegen Spaltung der Serbenrepublik
■ General Colić trifft in Banja Luka mit Präsidentin Plavšić zusammen. Die US-Soldaten in Bosnien erhalten ungewöhnliche Waffen zum Schutz vor Angriffen
Banja Luka/Belgrad/Washington (dpa/rtr) – Der Armee der bosnischen Serben hat sich entschieden gegen eine Spaltung der Serbenrepublik in Folge des gegenwärtigen Machtkampfs in der bosnisch-serbischen Führung ausgesprochen. Das betonte Armeechef Pero Colić nach Angaben der Agentur Srna gestern bei einem überraschenden Treffen mit Republikspräsidentin Biljana Plavšić am Vorabend in Banja Luka. „Wir sollten nicht auf jene hören, die mit Hilfe der Armee politische Vorteile erzielen wollen“, sagte Colić. Die Armee werde sich nicht in die innenpolitische Entwicklung der Serbenrepublik einmischen.
Erst vor zwei Wochen hatte Colić seiner nominellen Oberbefehlshaberin mit einem Eingreifen der Armee gedroht, sollte Plavšić den Machtkampf gegen die Hardliner um den früheren Serbenführer Radovan Karadžić und seinen Vertrauten Momcilo Krajisnik fortsetzen. Colić gilt als Anhänger der Karadžić-Gruppe in Pale.
Der Machtkampf in der bosnischen Serbenrepublik war gestern auch Thema auf einem Treffen zwischen dem jugoslawischen Staatspräsident Slobodan Milošević und dem Chefkoordinator für die Bosnien-Friedenshilfe, Carlos Westendorp. Bei dem Gespräch sollte es auch um die in zwei Wochen angesetzten Kommunalwahlen in Bosnien gehen. Das von Pale kontrollierte bosnische Serbenparlament hatte im vergangenen Monat die von der OSZE geplanten Kommunalwahlen auf serbischem Gebiet abgesagt. Nach den jüngsten Angriffen auf die Friedenstruppe SFOR durch bosnische Serben sollen die US-Soldaten jetzt mit ungewöhnlichen Waffen ausgerüstet werden. Sie sollen Handgranaten erhalten, die keine tödliche Wirkung haben.
Die Granaten könnten Menschen bis auf eine Entfernung von 30 Metern umwerfen, erklärte das US-Verteidigungsministerium am Dienstag. Außerdem würden die Soldaten mit einer Art steifer Farbbeutel in Form von Handgranaten ausgestattet. Die Soldaten könnten die Farbbeutel auf die Anführer von Unruhen werfen und sie so für eine spätere Festnahme markieren.
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