piwik no script img

Bahn AG braucht Kohle

■ Zweite DM-Anleihe angekündigt. Schuldenberg wächst bedrohlich

Berlin (taz) – Die Bahn braucht Geld. Um ihre milliardenschweren Investitionen bezahlen zu können, will sich die Deutsche Bahn AG zum zweiten Mal seit ihrer Gründung 1994 eine Milliarde Mark auf dem Kapitalmarkt besorgen. Wahrscheinlich Anfang nächster Woche kommt die DM-Anleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren auf den Markt. „Der Markt freut sich auf die Bahnanleihe“, meinte gestern Carl von Boehm-Bezing von der Deutschen Bank.

Insgesamt 81 Milliarden Mark will die Bahn bis zum Jahr 2001 investieren. Der größte Batzen, nämlich 47 Milliarden Mark, soll für Gleise, Stellwerke und Signale ausgegeben werden. 22 Milliarden Mark sind für Loks und Waggons eingeplant, der Rest geht für Bahnhöfe und Informationstechnik drauf, berichtete der neue Vorstandschef Johannes Ludewig gestern bei seinem Debüt vor der Presse.

Während die Bahn ihre Infrastruktur mit zinslosen Darlehen vom Bund finanziert, muß sie die anderen Posten entweder durchs laufende Geschäft erwirtschaften oder teures Geld dafür leihen. Weitere Wertpapier-Emissionen sind deshalb schon geplant. „Wir rechnen mit einem Fremdfinanzierungsbedarf zwischen ein und drei Milliarden Mark jährlich“, so schätzte der Finanzvorstand der Bahn AG, Diethelm Sack, gestern. Im Jahr 2001 aber wird der Betrieb die Investitionen decken, hofft er.

Doch bis dahin wird der Schuldenberg der Bahn, die fast ohne Verbindlichkeiten 1994 als Aktiengesellschaft startete, bedrohlich angewachsen sein. Schon Ende 1996 hatte sie 20,4 Milliarden Mark Schulden – Tendenz rapide steigend. „Bei einem Umsatz von etwa 30 Milliarden Mark ist das eine gefährliche Schieflage. Die Bahn droht wieder zum Sanierungsfall zu werden“, kommentiert Bernhard Strowitzki, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Winfried Wolf (PDS- Fraktion). Der zentrale Fehler sei, daß die Bahn ihren Fahrweg im Gegensatz zu anderen Verkehrsträgern selbst bezahlen müsse.

Doch der neue Bahn-Chef Johannes Ludewig gab gestern eine Kostprobe seiner Fähigkeit, die er in der Politik gelernt hat: auf kritische Fragen zu antworten, ohne inhaltlich irgend etwas zu sagen. Annette Jensen

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen