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■ betr.: „Was nützen große Worte?“, LeserInnenbrief von Thomas Henschke, taz vom 29.8. 97

Mich bestürzt an diesem Brief der letzte Absatz, bei dem der Schreiber die „...zahlenmäßig viel höher liegende Selbstmordrate von Bürgern aus den neuen Bundesländern, die ein Opfer der Wende wurden“ mit der Zahl der Menschen, die an der innerdeutschen Grenze umkamen, regelrecht „aufrechnet“. Wie viele Menschen haben sich im Zusammenhang mit dem „Mauerbau“ umgebracht, wie viele sind bei Fluchtversuchen schwer verletzt worden. Ich selbst habe 1964 als Physiotherapie-Praktikantin im Klinikum Buch, im „Waldhaus“, einen jungen Mann behandelt, der durch eine Schußverletzung beim Fluchtversuch querschnittsgelähmt war. Nie werde ich diese Begegnung vergessen.

Die Urteile im Politbüroprozeß sind keine „Genugtuung“ oder „Befriedigung“, für wen auch immer. Sie sind die rechtsstaatliche Verurteilung von Untaten, für die die Verurteilten politisch mitverantwortlich waren.

Die Suizidproblematik – auch nach 1990 – ist vielschichtig und sicher von mehreren Ursachen abhängig. Dennoch bleibt jeder „Freitod“ tragisch und ist genauso eine Herausforderung an die Gesellschaft wie die zahllosen anderen sozialen und wirtschaftlichen Probleme. Dagegen gilt es zu handeln; aber nicht propagandistisch Mißbrauch mit anderen Opfern zu treiben, Herr Henschke. Inge Czerwinske, Fürstenwalde

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