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Streit ums Spendengeld

■ Altbischof Kruse will mit Hilfen jetzt auch Unternehmen fördern

Berlin (AP) – Einen Monat nach der Flutkatastrophe an der Oder ziehen Politiker und Hilfsorganisationen Bilanz der Spenden für die Hochwasseropfer. 105 Millionen Mark sind inzwischen auf den zahlreichen Konten eingegangen. Mit sechs Millionen Mark unterstützte die Bundesregierung nach Angaben von Innenminister Manfred Kanther die Betroffenen in Polen. Der Vorsitzende des Spendenbeirats für die Hochwasseropfer in Brandenburg, Altbischof Martin Kruse, forderte, die Spenden in Fördermittel für Unternehmen umzuwidmen.

In Polen seien über 13.000 Häuser in 20 Städten und 270 Dörfern überschwemmt worden, sagte Kanther der Berliner Morgenpost. Die Bonner Mittel für die deutsche Minderheit in Polen seien vor allem an Landwirte, Handwerker und Gemeinden gegangen. Über 100.000 Hektar Ackerland hätten unter Wasser gestanden, 4.000 Menschen evakuiert werden müssen. 500 Häuser wurden zerstört.

Der brandenburgische Ministerpräsdent Manfred Stolpe bedankte sich beim NDR für die Aktion „Oderflut – der Norden hilft“. Die hohe Spendensumme von 16,5 Millionen Mark dokumentiere die bundesweite Solidarität mit den Opfern.

Altbischof Kruse sagte in einem Gespräch mit Focus, die Privathaushalte seien mit Hilfen längst gut bedient. Deshalb sollten die Hilfsorganisationen ihre Spenden Unternehmen in der strukturschwachen Oder-Region zur Verfügung stellen. Gemäß dem Spendenzweck müsse der Beirat rund die Hälfte der Spenden in Höhe von 105 Millionen Mark brandenburgischen Privathaushalten geben. Die seien aber mit bis zu 40 Millionen Mark von Bund und Ländern und bis zu 100 Millionen Mark von den Versicherungen ausreichend versorgt, so Kruse.

Wolfram Eberhardt vom Deutschen Roten Kreuz protestierte laut Focus gegen den Vorschlag Kruses. „Es ist nicht unser Job, Betriebe zu unterstützen“, sagte Eberhardt dem Magazin. „Da springen uns nicht nur hochwassergeschädigte Rheinländer, die leer ausgegangen sind, sondern auch die Spender ins Genick.“

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