Brandanschlag auf Ausländerwohnheim in Pankow

■ Molotowcocktails verursachten kaum Schaden. Täter entkamen auf Motorrad

Trist und öde wirkt das braune, kasernenartige Gebäude in der von Industriebetrieben geprägten Umgebung. Die Stimmung einer Gruppe von Jugenlichen vor dem Haus wirkt ausgelassen. Ein ganz gewöhnlicher Tag in dem Ausländerwohnheim im Bezirk Pankow, wie es auf den ersten Blick erscheint. Nur aufmerksamen Beobachtern fällt ein schwarzer Fleck auf dem Rasen vor dem Gebäude und ein grauer Schatten an der Hauswand auf – Spuren eines Brandanschlags, der in der Nacht zu Dienstag auf das Wohnheim verübt wurde. Nach Polizeiangaben handelt sich um den ersten Anschlag auf ein Ausländerwohnheim in der Hauptstadt.

„Kurz vor Mitternacht sah ein Heimbewohner, wie zwei Motorradfahrer zwei Molotowcocktails auf das Gebäude warfen“, schildert Heimleiter Ingo H. den Hergang. Die gefährlichen Geschosse prallten von der Wand ab und entzündeten sich auf dem Rasen. Die Flammen erloschen von selbst, die Täter konnten unerkannt entkommen. Der Heimbewohner habe die Männer davonfahren sehen.

Übergriffe auf das Wohnheim habe es bis jetzt nicht gegeben, erklärt der Heimleiter. Die rund 350 Bewohner, zum größten Teil Flüchtlinge aus Bosnien, hätten gelassen auf den Anschlag reagiert: „Die Stimmung hat sich nicht verändert.“

Doch Nino N., ein 22jähriger serbischer Flüchtling, sieht dies anders: „Die Leute sind nervös, sie haben Angst vor weiteren Anschlägen.“ Sie trauten sich kaum, abends allein auf die Straße zu gehen. Er selbst habe keine Angst vor Übergriffen, fühle sich jedoch im Alltag oft diskriminiert. Dies rechtfertigt er dann aber mit einem von der Boulevardpresse gepflegten Vorurteil: „Irgendwie kann ich die Wut vieler Deutscher auf Ausländer verstehen. Die sind doch für die ganze Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot verantwortlich.“ Sabine Möhring