Nackte Skinheads saufen im Offenen Kanal

■ Staatsanwalt ermittelt gegen Sendung. Medienanstalt: Eklig, aber unbedenklich

Wieder Streit um eine Sendung im Offenen Kanal (OK): Nach der Anzeige eines Fernsehzuschauers ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Produzenten einer Sendung, die am vergangenen Samstag ausgestrahlt wurde. Das Videoband zeigt eine Gruppe von fünf kurzgeschorenen Männern, die sich hemmungslos mit Kräuterschnaps betrinken.

Im Laufe der halbstündigen Sendung werden sie zunehmend ausfallender. Sie legen zum „Schwanzvergleich“ ihre auffallend kleinen Geschlechtsteile auf ein Silbertablett und pinkeln in einen Eimer. Einer der stark Angetrunkenen kotzt auf Kommando und taucht seine Hand in das Erbrochene. Die Trinker bezeichnen sich selbst als Skinheads, unterhalten sich über angebliche Hakenkreuztätowierungen „am Arsch und auf der Nille“ und grölen zu Skinheadmusik vom Band: „Die Kämpfer stehen schon parat für einen neuen Nazistaat.“ Der Zuschauer erstattete daher seine Anzeige nicht nur wegen Pornographie, sondern auch wegen Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts.

Till Reinhold, stellvertretender Leiter des Offenen Kanals, bezeichnet die Produzenten der Sendung als sogenannte Red Skins, die eher linksgerichtet seien. Nach Zuschauerprotesten hatte der OK geplante Wiederholungen der Sendung zunächst abgesetzt. Gestern kündigte Reinhold aber eine weitere Ausstrahlung für heute abend an. Man halte nach Sichtung des Bandes die Sendung zwar für „eklig und unästhetisch, aber rechtlich unbedenklich“. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), Aufsichtbehörde des Offenen Kanals, will vor einer erneuten Ausstrahlung noch einmal eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft abwarten. Einen Rechtsverstoß konnte aber auch MABB-Sprecherin Susanne Grams nicht feststellen. Selbst der Jugendschutz sei gewahrt, da die Sendungen erst nach 23 Uhr ausgestrahlt wurden.

Der für alle offene Sender war bereits mehrfach in die Kritik geraten, da rechtsextremistische Gruppen im Radioprogramm des OK senden konnten. Matthias Tang, Sprecher der Grünen, will trotzdem nicht am Prinzip des OK rütteln, ohne Vorwegzensur zu senden. Statt dem Medienrat solle man aber die Senderkontrolle einem gesellschaftlich breit gefächerten Gremium übertragen, um so andere Diskussionsmöglichkeiten zu schaffen. In der CDU werde der offene Zugang für jedermann zunehmend kritisch gesehen, so der Abgeordnete Rüdiger Jakesch. Die Diskussion über eine Zugangsbeschränkung, „ohne daß es nach Zensur und Kontrolle aussieht“, sei jedoch nicht abgeschlossen. Gereon Asmuth