■ Hinterbank
: Senator P. und Bürger H.

Der halbe Politiker und halbe Arzt Bernd Köppl fühlte sich zum Parlamentsjecken berufen. In einer verfrühten Büttenrede bestärkte er während der Sitzung des Abgeordnetenhauses am Donnerstag abend Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) „nachdrücklich in seinen Rücktrittsabsichten“. Dem Pfälzer Weinbauern, einem katholisch-fröhlichen Schuldenmacher, müsse er schon aus gesundheitspolitischen Gründen den Austritt aus dem Senat nahelegen. Schließlich habe dort mittlerweile eine calvinistische Eiserne Lady das Sagen. Das sei nervenaufreibend, diagnostizierte Doktor Köppl: „Ihre Zeit ist abgelaufen.“

Weder Elmar Pieroth noch der wie versteinert aktenlesende Eberhard Diepgen fanden das besonders witzig. Pieroth schnappte sich die Rücktrittsurkunde, die Köppl ihm hinstreckte, und versenkte sie direktemang in einen Mülleimer. Auch Abgeordnetenhaus und Publikum waren nicht sehr überzeugt von dem ganzen Getue – bis Pieroth und Diepgen am Rednerpult Köppl herausgeben wollten.

Das Ergebnis nämlich gab den Grünen recht. Anders als dadaistisch-grotesk kann man diesem Senat eigentlich nicht mehr begegnen. Hatte doch Dietmar Staffelt für die SPD ein klares Wort von Pieroth gefordert, „weil sich die Stadt diese Rücktrittsdebatte nicht leisten kann“. Doch was kam da! Diepgen sagte, Pieroth sei für eine Legislaturperiode gewählt – womit er offenließ, ob sein Handlungsreisender solange auch amtiert. Und Pieroth? Er sagte viel, auch Kluges. Aber er sagte nicht: Ich bleibe Senator.

Senator P. geht also bald, der Bürger H. indes bleibt. Trotz eines ungenehmigten Kettensägemassakers an Bäumen in seinem Garten wird der Bürger H. (vulgo: Parlamentspräsident Herwig Haase) das Handtuch nicht werfen. Die Bündnisgrünen tauften den Präsidenten kurzerhand in Bürger H. um, weil über den Vorsitzer im Plenum nicht gesprochen werden darf. Die Bündnsigrünen aber wollten zeigen, was hierzulande Gleichheit aller vor dem Gesetz heißt. Sie wählten ein drastisches Vorbild. Der Konvent hatte im revolutionären Frankreich dem König Ludwig XVI. zunächst zum Bürger Capet und dann um einen Kopf kürzer gemacht.

Haase, das kam nun in der Fragestunde heraus, wurde rechtskräftig verurteilt zu einer Buße von 200 Mark – für vier gefällte Bäume. Einem ebenfalls baumsägenden Rentner hingegen nahmen die Behörden über 1.000 Mark ab – obwohl der nur ein einziges Bäumchen geköpft hatte. Unrecht, skandierten die jakobinischen Grünen. Und Bürger H. rieb sich sorgenvoll den Hals. cif