: „Die laufen den ganzen Tag hier auf und ab“
■ Die Dealerszene im Schanzenviertel spaltet die BewohnerInnen des Quartiers
„Baut eine Schanze gegen Dealer“: Das ist seit Tagen in fast allen Schaufenstern in der Bartels- und in der Susannenstraße im Schanzenviertel zu lesen. Gestern setzten fast vierzig AnwohnerInnen auf einer Kundgebung ihre Forderung dagegen: „Baut eine Schanze gegen die Polizei."
Drei Stunden vorher. Drei Männer sitzen in einem Imbiß. Schläfrig schauen sie durch die großen Fenster nach draußen, als einer von ihnen plötzlich wieder wach zu werden scheint. „Sehen Sie die da draußen? Die laufen den ganzen Tag hier auf und ab.“Empört richtet er sich auf, sein Tischnachbar nickt wissend. „Das sind Dealer.“Die beiden Afrikaner sind längst nicht mehr zu sehen. Ihr schlichtes Vorbeigehen hat die gemütliche Mittagsrunde zu einem eifernden Stammtisch gemacht.
Im Schanzenviertel scheint mittlerweile schon das Auf- und Abflanieren von Männern mit schwarzer Hautfarbe zu genügen, um AnwohnerInnen und Gewerbetreibenden die Zornesröte ins Gesicht steigen zu lassen. Genau davor warnen die InitiatorInnen der „Infotage“, die gestern am Sternschanzenbahnhof begannen. Sie wenden sich „gegen die verhängnisvolle Sicherheitspartnerschaft aus jenen AnwohnerInnen, Gewerbetreibenden und der Polizei, die in der gemeinsamen Hetze gegen sogenannte Problemgruppen und deren Ausgrenzung und Vertreibung zueinander gefunden haben“. Mit ihrer Ankündigung einer „Schanze gegen Dealer“würden die Gewerbetreibenden die offene Repression durch die Polizei gegen soziale Randgruppen fortsetzen.
Wohin die Dealer sollen, wissen auch diejenigen nicht, die sie aus dem Schanzenviertel weghaben wollen. „Das ist doch nicht mein Bier“, sagt etwa Azar F., Hauptsache, sie stehen nicht länger vor seinem Tabakgeschäft herum.
Elke Spanner
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