: Die Jungen in der CDU - an der Kette
■ Die CDU-Fraktion wartet gebannt darauf, wer am Freitag als Wirtschaftssenator und „neuer Mann der CDU“präsentiert wird
Diverse Namen älterer Männer werden in diesen Tagen in die Waagschale geworfen, wo immer über den „neuen Mann“für die Bremer CDU und den Posten des Wirtschaftssenators geredet wird. Gibt es denn keinen „unter 50“, der nach oben drängt und das Zeug hat, irgendwann nach einer gewissen Anlaufzeit die Rolle des Blendax-sympathischen Ulrich Nölle zu übernehmen?
Thomas Röwekamp, einer der „Jungen“in den Reihen der CDU-Fraktion, winkt ab. Wirtschaftssenator aus den Reihen der Jungen? „Ich werde nicht gefragt, deshalb mache ich mir darüber keine Gedanken.“Das ist ein kleines understatement, aber tatsächlich bekommt der Landesvorstand der CDU am Freitag abend von seinem Vorsitzenden Bernd Neumann einen Vorschlag. Und solange keiner weiß, ob es nicht einen Vorschlag aus dem Personen-Computer des Adenauer-Hauses in Bonn gibt, der „den Segen“des Kanzlers hat, wird niemand in Bremen mit anderen Kandidaten verhandeln. Der Landesvorstand der CDU macht „seinen“Vorschlag dann der Fraktion der CDU, und die stimmt zu.
Die Frage ist nur, auch für Röwekamp, ob jemand „für so kurze Zeit“nach Bremen kommen würde, jemand Namhaftes. Frischer wind, das wäre schon gut, findet er. Frischer Wind aus den eigenen Reihen? In der Wirtschaftsdeputation sitzen neben Sybille Winther immerhin Jörg Kastendiek und Thomas Röwekamp für die CDU, dazu der frühere Karstadt-Geschäftsführer Blumenberg und der Stahlwerke-Chef Klaus Hilker. Würde Röwekamp selber sich das zutrauen? Soweit geht sein Ehrgeiz nicht: „Ich glaube, es gibt Bessere.“
Jens Eckhoff, als Junge Union-Vorsitzender eigentlich der Lobbyist des Generationswechsels, macht auch nicht gerade den Eindruck, als würde er kämpfen in seiner Partei. Ein Kandidat unter fünfzig? „Mir würden mindestens drei einfallen“, sagt Eckhoff. Wer, will er nicht sagen. Das Problem: Der eine (wie etwa Röwekamp) hat gerade in einer Kanzlei angefangen, der andere einen Beruf zu verlieren. Anderthalb Jahre Senator in Bremen bei einer eher schlechten Aussicht auf die kommenden Wahlen machen aus dem Posten eben doch keinen Traumjob.
Vielleicht ist das auch der Hintergrund, warum es um den erfolgreichen Fraktionsvorsitzenden Ronald-Mike Neumeyer, einen der „Jungen“in der CDU-Fraktion, so still ist. Er ist so überraschend in der Rolle des Fraktionsvorsitzenden gewachsen, die ihm vor vier Jahren niemand zugetraut hätte, daß man ihm durchaus auch ein Spitzenamt im Senat zutrauen könnte.
Aber Neumeyer ist ja auch nicht gefragt worden. „Da müssen Sie die Älteren fragen, warum die die Jüngeren nicht für geeignet halten“, sagt der JU-Vorsitzende und Abgeordnete Jens Eckhoff. Die Machtverhältnisse sind noch so in der CDU, daß man gefragt werden muß. Neunzig Prozent der Mitglieder der CDU-Fraktion, die den neuen Wirtschaftssenator wählen und ihm ihr Vertrauen geben sollen, wissen über die Personalsuche in diesen Tagen schlicht gar nichts und machen sich daher auch nicht unnötig viele Gedanken. K.W.
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