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Mensch-Maschinen auf tausend Plateaus - japanischer Filmcomic

Vorschlag

Mensch-Maschinen auf tausend Plateaus – japanischer Filmcomic

Aus dem Land der digital piependen Hosentaschenküken neue Anime-Kost: Von Rostbraun bis Helltürkis reicht die Pastellfarbenpalette, mit der das neue Zeichentrickwerk von Katsuhiro Otomo („Akira“) aufwartet. Sozusagen von Geisterhand werden dabei die Fäden einer wirren Technikalptraum-Geschichte gezogen.

Ein greiser Senior, eben noch von einer herzensguten Hilfskrankenschwester gepflegt, mutiert zum Versuchskaninchen. Böse Mächte scheinen am Werk zu sein, um der kulleräugigen Haruko den Patienten zu entwenden.

Ein paar Cartoon-Plateaus weiter ist der bettlägerige Opi Takesawa zu einer Mensch-Maschine-Einheit verklumpt und plötzlich rundum verkabelt – ein Horrorobjekt der Gerätemedizin. In einer Art multifunktionalem Krankenbett, das aussieht wie ein halbierter Panzer, wird der Alte fortan gegen seinen Willen von der Maschine versorgt. Machtgierige Bösewichte mit malmenden Unterkiefer und hemdsärmelige Computertüftler mit niederen Motiven bestimmem soweit erst mal die Geschichte und laden massig Technokratenschuld auf sich.

Damit hat der Fantasy-Comic jedenfalls bereits nach der Hälfte jede Menge Stunt- und Special-effect-Kosten gespart und sich zeichnerisch auf runzelige Visagen, stoppelige Kinnpartien und tentakelgerüstete Monsterapparate konzentriert. Da tritt die patente Haruko – im knappen Pflegerinnenkostüm – als sanftmütige Rächerin auf dem Plan. Alarmiert von einem „Help !“, das der Bettcomputer irgendwie aussendet, verschafft sie sich mit der Hilfe von ein paar Hacker-Großvätern aus dem Altersheim Zugang zum zentralen Versorgungshirn.

Hier nun wird der heitere Streifen mit etwas Mystik angereichert – denn auch der fieseste Computer kann den nach Landessitte mächtigen Geistern der Verstorbenen nicht trotzen. Ein Bild von Großvater Takesawas Gattin tut Wunder, ihr Geist geht Buddha-gleich auf die Maschine über und macht den Weg frei für den Showdown. Da läßt Godzilla grüßen, kämpfen Blechberge im Sumoringerstil und werden Monsterfilm-Elemente bunt gemixt. Eins drauf setzt nur der krege Opa, er nennt die wildgewordene Revenge-Maschine zärtlich „meine kleine Lotusblüte“. Gudrun Holz

„Roujin Z“. Animationsfilm von Katsuhiro Otomo, läuft ab heute im Eiszeit, Zeughofstr. 20, Kreuzberg

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