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500 Mark für Uni-Extrawurst

■ Am "Benjamin Franklin Kolleg" sollen bald 20 Medizineleven studieren - und bezahlen. Zusätzliche Mittel aus Sondertopf "Lehre" des Bundesbildungsministers

In der Stadt wird erneut ein bezahlter Elitestudiengang an einer öffentlich finanzierten Uni vorbereitet. Die Freie Universität (FU) plant für das Sommersemester 1998 die Einrichtung eines „Benjamin Franklin Kollegs“, das sich an 20 besonders motivierte Studierende richtet. Die angehenden MedizinerInnen sollen 500 Mark pro Semester für zusätzliche Seminare, Praktika und eine Summer school bezahlen. Ein ähnliches Modell hatten vor einem halben Jahr Wirtschaftsprofessoren der Humboldt- Uni vorgeschlagen. Kosten des noch nicht realisierten Elite-Kurses: 5.000 Mark pro Semester.

Manfred Gross, Prodekan des Fachbereichs Humanmedizin der FU, bestätigte gegenüber der taz die geplante Erhebung von Studiengebühren. Diese hätten aber nur einen „symbolischen Effekt“. Sie könnten die Kosten des – so der offizielle Name – „ergänzenden Curriculums für wissenschaftlich besonders interessierte Studierende“ nicht decken. Die zusätzlichen Lehrveranstaltungen würden „teilweise“ in der FU und von den öffentlich bezahlten Dozenten durchgeführt. „Die Praktika und Vorlesungen sind für die anderen Studierenden dann nicht mehr zugänglich“, sagte Gross.

Laut Berliner Hochschulgesetz ist ein bezahltes Studium nicht gestattet. „Studiengebühren werden nicht erhoben“, heißt die auf Betreiben der SPD ins Gesetz aufgenommene Passage. Das Benjamin Franklin Kolleg sei der erste Schritt zu einem „Zweiklassenstudium“, befürchtet der SPD-Hochschulpolitiker Christian Gaebler.

Die Benjamin-Franklin-KollegiatInnen sollen sich aus den Medizinstudierenden der FU rekrutieren. „Wir wollen allen eine Chance geben“, erklärte Manfred Gross. Wer die Studiengebühren nicht bezahlen könne, bekomme ein Stipendium, kündigte er an. Woher die Mittel für die Unterstützung kommen, ist allerdings noch nicht geklärt. „Notfalls legen die Professoren das drauf“, meinte Gross.

Heftige Kritik wird an der exklusiven Zusatzausbildung auch wegen einer anderen Finanzquelle geübt. Das FU-Kuratorium billigte den Medizineleven vergangenen Donnerstag 460.000 Mark aus dem Hochschulsonderprogramm III zu. Dieser Extratopf des Bundesbildungsministers soll „die Qualität der Lehre“ verbessern – für alle Studierenden. „Hier wird mit dem wenigen vorhandenen Geld eine Elitenausbildung vorangetrieben“, monierte Larissa Klinzing vom GEW-Hauptvorstand. „Die Mittel werden eindeutig falsch verwendet“, kritisierte Ulrike Gonzales, Kuratorin an der FU, „weil die Mittel nur wenigen zugute kommen“. Und Sybille Volkholz von den Grünen stößt sich an der „unzulässigen“ Kombination von Studiengebühren und Sondermitteln, um für ausgesuchte Zöglinge die Uni schöner zu machen.

In der Tat wird die Lehre für die Benjamin-Franklin-KollegiatInnen besser sein. In Kleingruppen sollen sich die künftigen Führungspersonen den Stoff selbst erarbeiten. Die Dozenten fungierten nurmehr als Moderatoren – genau so also, wie es an der Uni eigentlich sein sollte. Christian Füller

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