ZDF zürnt der ARD

■ ...wegen Rosenbauer und auch sonst. Sender will nun richtig jugendlich werden

ZDF-Intendant Dieter Stolte findet das Verhalten der ARD im Zusammenhang mit der arte-Präsidentschaft „in höchstem Maße unkollegial“. Im WDR bezeichnete Stolte die Festlegung der ARD auf den ORB-Intendanten Hansjürgen Rosenbauer als Kandidaten für das Straßburger Amt als „den Versuch, ein Fait accompli zu schaffen“. Stolte weiter: „Das wird nicht gelingen.“ Die ARD habe sowohl einen „hochangesehenen Kandidaten beschädigt“ wie auch den Sender arte.

Gerüchten zufolge hatte Stoltes Sender einen eigenen Kandidaten für das Amt vorgesehen, nämlich den bisherigen 3Sat-Chef Walter Konrad, auf dessen Amt dann Gottfried Langenstein nachrücken sollte, der in Mainz die Hauptabteilung für internationale Angelegenheiten leitet. Im ZDF ist man nun vor allem deswegen sauer, weil es gegen einen Kandidaten vom Format Rosenbauers schwerlich etwas setzen kann. Und weil der Name durch eine Indiskretion aus einem ARD-Sender frühzeitig bekannt wurde. NDR-Intendant Jobst Plog verteidigte das Vorgehen: Man könne die „Indiskretion nicht unbedingt der ARD zurechnen“ und wolle gemeinsam mit dem ZDF den Kandidaten bestimmen.

Stolte zürnt der ARD aber noch mehr. Er ärgert sich über den Erfolg der dritten Programme, der das ZDF mittlerweile auf Platz vier in der Zuschauergunst hat sinken lassen. Stolte sagte im Anschluß an die Sitzung des ZDF-Fernsehrats am Freitag in Kiel, die dritten Programme hätten sich von „regionalen Nischensendern“ zu einem „Ensemble von Vollprogrammen“ entwickelt.

Gleichzeitig kündigte das ZDF an, was es als „die größte Neuorganisation seit Bestehen des Senders“ bezeichnet. Es soll künftig einen übergreifenden Programmdirektor und eine zentrale Produktionsdirektion geben. Grundsätzlich, so Stolte, könne ein öffentlich- rechtlicher Sender gesteuert werden wie ein Privatsender und brauche den Managementvergleich nicht zu scheuen. Das Ziel: mehr Spielraum für Neuproduktionen

Weiterhin verteidigte der Intendant – und in einer Erklärung ebenso der Fernsehrat – das umstrittene ZDF-Online-Angebot mit MSNBC. Stolte kündigte zudem eine massive Verringerung des ZDF-Kinderprogramms in der Woche ab Januar 1998 an. lm