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Die größten Brandroder sind Plantagenbesitzer

■ Einer der Hauptgründe für die Brandkatastrophe ist der Holzeinschlag

Brände gibt es in den Regenwaldgebieten Südostasiens jedes Jahr massenhaft. Die meisten werden nach einer alten Tradition gelegt und bleiben jeweils auf einige tausend Quadratmeter begrenzt. „Urwälder mit einem geschlossenen Kronendach sind in der Regel zu feucht, als daß sie brennen“, meint Bruno Manser von der gleichnamigen Stiftung zum Schutz der Wälder und ihrer Bevölkerung im malaysischen Teil der Insel Borneo.

Wenn Holzfirmen einzelne Stämme oder ganze Gebiete roden, wird das geschlossene Blattdach des Regenwalds aufgerissen. Der Deckel über dem Schwitzkasten wird gleichsam geöffnet, die Sonne entwässert die darunterliegenden Baum- und Staudenschichten. Außerdem bleiben die Kronen und Äste der eingeschlagenen Bäume liegen und trocknen aus. „Wenn dann eine der dort ansässigen Familien eine Fläche von wenigen Hektar abbrennt, kann das Feuer auf durchforstete Gebiete übergreifen“, so Bruno Manser.

Bei Großbränden vor einigen Jahren in der malaysischen Provinz Sabah auf Borneo waren laut Manser praktisch ausschließlich Holzeinschlagsgebiete betroffen. Die herumwandernden alteingesessenen Familien nutzten bisher nur etwa fünf Prozent des Waldes. Sie kehren nach 5 bis 30 Jahren an eine früher angebrannte Fläche zurück und nutzen sie wieder.

Die wirklich großen Brandroder allerdings sind heutzutage indonesische Plantagenbesitzer. Sie brauchen viel mehr Platz als eine Familie für ihre Gewächse. Wenn der Urwald wie in diesem Jahr außergewöhnlich trocken ist, geraten Feuer leicht außer Kontrolle. Das scheint nach den gegenwärtigen Informationen auch eine der Hauptursachen für die Brände auf der indonesischen Insel Sumatra zu sein. Von dort treibt der Wind die Rauchschwaden auf das malaysische Festland und verräuchert auch Singapur. Sumatra wurde im Zuge des Umsiedlungsprogramms der Regierung Suharto früher und dichter besiedelt als Kalimantan, der indonesische Teil Borneos; von der dichtbesiedelten Hauptinsel Java werden Hunderttausende auf andere Inseln verfrachtet. Die Regierung in Jakarta macht aber auch Holzfirmen direkt für die Brände verantwortlich; für die Baumfäller sind die lukrativen Baumriesen leichter zugänglich, wenn das Unterholz abgefackelt ist.

„Die Holzwirtschaft ist auch in Südamerika der Türöffner für die Kleinbauern und Kolonisten“, so Wolfgang Kuhlmann, Geschäftsführer von ARA, der Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz in Bielefeld. Dort sind Waldbrände jeden Sommer zu beobachten. In diesem Jahr sind schon seit Wochen Flughäfen in Brasilien zeitweise geschlossen, Kinder leiden an Atemwegserkrankungen. Den Holzfällern folgen im Amazonasgebiet in einer ersten Welle Landlose und Kleinbauern. Sie roden einen Teil des Waldes. Nach zwei, drei Jahren müssen sie weiterziehen, weil der Boden ausgelaugt ist. Ihnen fehlt das Geld für Dünger. „Dann erwerben Großgrundbesitzer das Land. Sie spekulieren darauf, daß die Gegend einmal leichter zugänglich wird, zum Beispiel durch einen Kanal oder eine neue Straße“, so Kuhlmann. Dann wird das Land mit Hilfe von Dünger für Exportgüter wie Sojabohnen genutzt. Spätestens dann ist der Rest des Waldes fällig. Reiner Metzger

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