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Bauträger buhlen um die Bücherei

■ Auch die Investoren für den Bahnhofsplatz-Neubau wollen die Zentral-Bibliothek / Sie konkurrieren um den Publikumsmagnet mit Bauprojekten im Polizeihaus und im Faulenquartier

Die für das Jahr 2000 geplante Zentralbibliothek wird zum Objekt der Begierde auf Bremens Immobilienmarkt. Inzwischen konkurrieren drei Investoren darum, die Bücherei als Publikumsmagnet in ihre Bauprojekte zu holen. Neuester Kandidat sind die Gewerbemakler von Hahm-Brieger, die für den Baukonzern Bilfinger & Berger handeln: Sie haben der Bildungsbehörde den nach wie vor geplanten Neubau auf dem Bahnhofsplatz als Standort angeboten.

Zuvor hatte auch die Baufirma Bongartz eine Zentralbibliothek als Magnet für ihr Bauprojekt im ehemaligen Bamberger-Haus an der Faulenstraße ins Gespräch gebracht. Schon länger bekannt und am weitesten gediehen sind die Pläne der Zech-Bau, die Bibliothek und ihre jährlich mehreren Hunderttausend Besucher in ein zum Shopping-Center umzubauendes Polizeihaus am Wall zu holen.

Die Bildungsbehörde wartet ab, will jede Offerte genau prüfen: „Letztlich werden wir uns für das günstigste Angebot entscheiden“, sagt die Sprecherin von Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD).

Unter diesen Kriterien rechnet sich nun Hahm-Brieger mit seinem Bahnhofsplatz-Neubau gute Chancen aus gegen das bisher sowohl von Senatorin Kahrs als auch von den Kommunalpolitikern als Teil der „Kulturmeile Ostertor“favorisierte Polizeihaus. Die Miete am Bahnhof werde günstiger sein als in den anderen Objekten, versichtert Hahm-Brieger Chef Henrik Hahm. Außerdem könnte die Stadt mit einer Zusage für die Bibliothek mehr Geld für das 5700-Quadratmeter-Grundstück verlangen, das Immobilienexperten auf einen Wert zwischen fünf und zehn Millionen Mark taxieren. „Warum sollte die Stadt Zech-Bau durch die Entscheidung für die Bibliothek subventionieren?“fragt Hahm.

Zwar war die erste Verkaufsrunde für das Bahnhofsplatz-Projekt wie berichtet im Juni an fehlenden Mietern gescheitert. Dennoch laufen die Planungen für einen mindestens 60 Millionen Mark teuren Neubau auf verkleinerter Grundfläche weiter. Denn inzwischen hat die Stadt die Verkehrsführung geändert. Stadt und Bahn haben entschieden, 200 Millionen Mark in den Umbau des Bahnhofsplatzes und des Bahnhofes zu stecken. Von dem zunächst vorgesehenen rechteckigen Grundriß ist mittlerweile eine Ecke abgeschnitten worden. Die Gustav-Deetjen-Allee soll nun doch direkt in den Herdentorsteinweg münden. Bilfinger & Berger hat noch ein Vorkaufsrecht bis Ende des Jahres. Danach wird das Grundstück neu ausgeschrieben.

In der Baubehörde hält man indes einen ganz neuen Anlauf für aussichtsreich, denn man könne den Investoren nun ein viel attraktiveres Umfeld bieten. Diese Entwicklungen haben offenbar auch die Vermarktungschancen für das Bilfinger & Berger-Projekt verbessert. So seien drei Fonds-Gesellschaften am Kauf des fertigen Gebäudes interessiert, sagt Hahm. Auch bei der Vermietung der Räume meldet Hahm Fortschritte. So würden die zwei geplanten Tiefgaragendecks an einen Parkgaragenbetreiber aus Düsseldorf vermietet. Das Erdgeschoß sei mit einem Netto-Supermarkt, einem großen Schuhladen sowie kleineren Einzelhändlern und einem Nordsee-Restaurant vergeben. Für die erste Etage verhandele Hahm mit Betreibern von Elektro-Fachmärkten, darunter der französischen Kette Darty, die nach Deutschland expandieren wolle. Und obendrüber wünscht sich Hahm die Zentralbibliothek. Joachim Fahrun

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